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Abschied von Karin Priebe

Karin Priebe war die dienstälteste Erziehern einer Kita in der Gemeinde Wiesenburg – und ist stolz darauf. Jetzt geht sie in den wohlverdienten Ruhestand. Über 30 Jahre leitete sei die Kita „Zwergenland“ in Reetz, ehe sie diese Funktion vor einigen Jahren in jüngere Hände abgab. Da ließen es sich Bürgermeister Marco Beckendorf, der Ortsbeirat und ehemalige Weggefährten nicht nehmen, sie gebührend zu verabschieden. „Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mal krank waren“, so Beckendorf, „auf sie war immer Verlass.“ Aber Karin Priebe konnte auch sehr hartnäckig sein, wenn es um Belange der Kita ging.

Der Berufswunsch stand für Karin Priebe schon während der Schulzeit fest.  Schon damals ging sie oft hinüber zu den Kindern, las ihnen vor und spielte mit ihnen. So reichte sie ihre Bewerbung bei der damaligen Abteilung für Volksbildung ein und wurde angenommen. Die gebürtige Reetzerin durchlief ihre Ausbildung in der Fachhochschule Luckenwalde. „Wir waren der erste Jahrgang, der über 3 Jahre die Bildungsstätte besuchte“, erzählt sie. Nach erfolgreichem Abschluss bewarb sich Karin Priebe bei der Gemeinde Wiesenburg als Kindergärtnerin und wurde prompt angenommen.  An ihren ersten Arbeitstag kann sie sich noch genau erinnern. Damals wurde in den Einrichtungen noch selbst gekocht und so hieß es – Bohnen schnippeln.

Sieben Jahre arbeitete sie im dortigen Kindergarten bis sie hörte, dass in Reetz eine neue Leiterin gesucht wurde. Seit dem 20. August 1984 ist Karin Priebe nun wieder in ihrem Heimatort beschäftigt. Nach der Wende mussten sich alle Mitarbeiter durch den Trägerwechsel von Volksbildung zum Schulamt erneut bewerben. Außerdem standen für sie noch einmal zahlreiche Weiterbildungen auf dem Programm, da in der neuen Kita auch Krippen- und Hortkinder betreut werden. Durch ihre spezielle Ausbildung als Leiterin vertrat Karin Priebe auch schon Kolleginnen in Reppinichen und Medewitz. Ein Instrument hat sie auch gelernt – Karin Priebe kann Flöte spielen. „Das mache ich aber nicht mehr, da ich ja mitsingen muss, wenn die Kinder neue Lieder lernen“. Damit die Eltern auch zu Hause mit den Kindern üben können, erscheint regelmäßig der „Kita Bote“, in dem alle Lieder und Termine zu finden sind. Die Auftritte der Reetzer Kita- Kinder bei den Rentnern und Dorffesten kommen immer gut an, was neben ihrem auch der Verdienst ihrer  Kolleginnen ist.

Neben ihrem Beruf war Karin Priebe schon immer im Dorf aktiv. Lange Jahre engagierte sie sich in der Reetzer Karnevalsgesellschaft . „Das würde ich sicher heute noch machen, wenn der Verein noch bestehen würde“, so Karin Priebe, „ es war eine lustige Zeit“. Ehemals Mitglied der Frauenchores Reetz singt Karin Priebe jetzt in der Wiesenburger Chorgemeinschaft und in der Reetzer Singegruppe. Jeden Mittwoch ist Sport angesagt, wenn sie sich zur Gymnastik trifft. Seit zwei Jahren geht sie zum Kegeln. Außerdem ist sie Vorsteherin der Jagdgemeinschaft Reetz/Reetzerhütten, war Mitglied des Personalrates der Gemeinde Wiesenburg/Mark und arbeitet im Verein „Pro Reetz“ mit. „Da muss man schon aufpassen, dass die Familie nicht zu kurz kommt“, aber Ehemann Uwe und Sohn Heiko haben sie immer unterstützt. Sollte dann wirklich noch Zeit übrig bleiben, gibt es noch Haus, Hof und Garten. Oft sieht man sie mit ihrer Schwester unterwegs auf dem Fahrrad.

Nun ist der reguläre Abschied gekommen. Besonders die Jüngsten, die Karin Priebe in den letzten Jahren betreut hat, sind traurig. „In dem Alter bauen die Kinder noch eine ganz besondere Beziehung auf und gewöhnen sich an die Erzieherin“, sagt sie. Musste sie einmal in eine andere Gruppe, hatte sie sofort einen Rattenschwanz an Kindern hinter sich. Aber so ganz abschließend ist ihre Tätigkeit doch noch nicht. Einige Stunden im Monat will sie weiterhin für die Kinder da sein. „Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht, ich hätte mir nichts anderes vorstellen können“, so Karin Priebe. Und so freuen sich nun neben den Kindern auch ihre Kolleginnen und auch die Gemeinde, dass sie noch eine Weile mit Rat und Tat zur Seite steht.

 

 

 

Eiserne Hochzeit bei Irene und Egon Liero

Nun sind Irene und Egon Liero schon 65 Jahre verheiratet. Kennengelernt haben sich die beiden heute 86 jährigen beim Männertag in Grimme. Da machten die Reetzer Jungs einen Ausflug dorthin. Die Grimmer Mädchen hatten dort alles für eine zünftige Rast vorbereitet. Unter ihnen war auch Irene. Sie servierte mit ihren Freundinnen neben Getränken Fisch aus Büchsen und dazu Brötchen. Vielmehr konnte nicht angeboten werden. Schon mit 17 Jahren war Irene Liero in Grimme Verkaufsstellenleiterin und erinnert sich, dass es damals alles noch auf Marken gab. So konnte den Jungs nur angeboten werden, was da war.

Irene Liero stammt aus Niederschlesien und kam nach dem Krieg,  kurz vor Weihnachten 1946, mit ihren Eltern nach Grimme. Dort ging sie zur Schule und lernte den Beruf einer Bürokraft. Egon Liero wurde in Reetz geboren und ist gelernter Ofensetzer. Aber seine Leidenschaft galt dem Auto- und LKW Fahren. So sattelte er sehr schnell um und übte diesen Beruf bis zur Rente aus.

Auch Irene Liero hatte mit dem Bürojob nicht ihren Traumberuf. Sie liebte den Kontakt mit Menschen und übernahm letztendlich das damalige Bekleidungsgeschäft in Reetz. Der sogenannte „Zeugkonsum“ ist heute noch vielen ein Begriff.

Das Paar bekam 2 Söhne, inzwischen sind 5 Enkel und 3 Urenkel dazu gekommen. Irene Liero war Mitglied im Reetzer Chor und im RCG (Reetzer Karnevalsgesellschaft). „Das war meine Welt“, erinnert sie sich noch heute gern. Ihr Mann beschäftigte sich dagegen mit dem Garten in Mahlsdorf, das war sozusagen die zweite Einnahmequelle. Viel davon wurde in das Elternhaus gesteckt, in dem teilweise bis zu 4 Generationen lebten. Eltern und Schwiegereltern wurden von dem Paar bis an deren Lebensende betreut.

Auch als Rentner waren beide noch sehr aktiv. Oft halfen sie Sohn Edgar in der Wiesenburger Tankstelle aus, bis die Gesundheit nachließ. Außerdem sind beide viel gereist. „Wir haben viel von der Welt gesehen“, so Irene Liero, „und jede Reise für sich war schön.“ Besonders gern erinnern sie sich an eine Fahrt nach Seiffen. Irene Liero fragte nach dem gebuchten Hotel und stand bereits genau davor. Das Gebäude sah von außen aus wie eine ganz normale Gaststätte, war aber innen wirklich top, erinnert sich das Paar. Oben schaute eine Frau aus dem Fenster, welche die Neuankömmlinge betrachtete. „Jetzt sind die richtigen gekommen, mit denen können wir uns halten“, sagte diese dann zu ihrem Mann. Und der Eindruck hatte nicht getäuscht, es entstand eine jahrelange Freundschaft.

 Mit zunehmendem Alter wurde das große Stück Garten in Mahlsdorf das zu anstrengend. Also wurde ein kleines Stück gegenüber dem Wohnhaus erworben und angelegt. Dort pflanzte das Paar, was man so über das Jahr braucht. Neben Kräutern und Gemüse auch viel Kartoffeln und Erdbeeren. Irene Liero hat so ihre Methoden für reiche Erträge. Küchenabfälle werden im Herbst mit untergegraben. „Bis zum Frühjahr ist das alles verrottet“, sagt Irene Liero. Dann kommt nochmal Mist in den Boden. Die Kartoffelernte ist gigantisch. Nur bei Erdbeeren macht es nicht unbedingt der Preis. Ihr Sohn brachte ihr Pflanzen, pro Stück 1 Euro. „Bist denn Du verrückt“, schalt ihn Irene Liero, aber sie versuchte es. Aber die Ernte war mager und den Preis der Pflanzen nicht wert. Jetzt nimmt sie lieber wieder „normale“ Pflanzen und fährt damit gut.

Eine große Feier wird es auch aus gesundheitlichen Gründen nicht geben. Nur die engste Familie wird dabei sein. Aber Irene Liero backt natürlich einige ihrer leckeren Kuchen für die Gratulanten aus der Nachbarschaft.

 

 

Zu Besuch bei Hobbyimker Mario Binte

Im Garten von Kerstin und Mario Binte summelt es. Die 17 Bienenvölker gehen auf Nahrungssuche und haben im Moment durch die Frühjahrsblüte große Auswahl. Wer aber nun denkt, ich lass mal die Bienen die Arbeit machen und ernte dann nur den Honig, der irrt. „Imkern ist ein Job über das ganze Jahr“, sagt Mario Binte. Wenn es ans Honig Schleudern und Abfüllen geht, hilft die ganze Familie mit. Auch die Freundinnen der beiden Söhne packen mit zu. Dazu hat Mario Binte extra einen Schuppen hergerichtet, wo er bequem all seine notwendigen Gerätschaften unter bekommt. „Noch ist es nicht so, dass die Jungs unbedingt imkern wollen“, sagt Mario Binte. Aber sie haben auch schon Schwärme eingefangen. Man dürfe nicht unterschätzen, dass imkern viel Arbeit bedeutet, so Binte.

Angefangen hat Mario Binte 2016 mit dem Imkern. Sein Schwiegervater ist Hobbyimker und brachte ihm das erste Volk. Zuvor hatte sich Mario Binte viel belesen. Ob es Absicht war, wissen Mario und Kerstin Binte nicht zu sagen. Aber das Volk des Schwiegervaters war sehr bissig und giftig. „Wenn ich den Kasten aufgemacht habe, haben sie sofort losgebrummt“, erinnert sich Mario Binte. Auch jetzt gibt es immer mal wieder einige Bienen, die aggressiv sind. Obwohl Mario Binte sich jetzt Schutzkleidung den Kästen nähert. Für Besucher liegen aber diese Dinge bereit. Jedoch  ließ er sich durch das bissige Volk nicht abbringen von seiner Idee. „Aber Papa, wehe Du bringst uns nochmal so eins“, sagte Kerstin Binte zu ihrem Vater, als ihr Mann um ein weiteres Volk bat. Der hatte jedoch etwas Bestimmtes bezweckt, denn wer mit so einem Volk klarkommt, der ist geeignet als Imker. Nach und Nach sammelte Mario Binte seine Erfahrungen, besuchte Lehrgänge und bildete sich weiter. Interessiert hat ihn die Imkerei schon immer. „Irgendwann kam der Rappel, jetzt mach ich es“, schmunzelt er heute.

Mario Binte stellt fast alles selbst her. Im Winter wird alles vorbereitet. Die Zargen werden gereinigt, das gewonnene Wachs wird in Blöcke gegossen. Daraus entstehen die Mittelwände. So weiß Mario Binte, was in seinem Wachs vorhanden ist.  Um allen Wachs aus den alten Waben zu gewinnen, hat sich Mario Binte einen „Schmelzofen“ zugelegt. Von weitem könnte man meinen, das ist ein Solarpanel. Es sieht fast so aus und auch die Funktionsweise ist ähnlich. Die alten Waben werden eingelegt und der Kasten verschlossen. Die Wärme der Sonne lässt das Wachs in einen Auffangbehälter tropfen. Aus diesem Wachs gießt Mario Binte dann die Blöcke.

Solange Erntezeit ist, wird auch geerntet. Die Bienen verdeckeln die Waben, wenn sie voll sind. Ein Zeichen, dass der Honig reif ist. Die vollen Waben werden im Bienenkasten gegen leere ausgetauscht. Dann werden die Waben entdeckelt und geschleudert. Den Honig lässt  Mario Binte durch ein feines Haarsieb laufen und füllt ihn in Eimer ab. Erst wenn es an den Verkauf geht, wird er in Gläser abgefüllt. Manche Sorten wie Raps und Kastanie werden sofort hart und müssen zum Umfüllen noch einmal erwärmt werden. Robinienhonig bleibt dagegen flüssig. Dazu hat sich Mario Binte ein extra Gerät gebaut. Darin wird der Honig erwärmt und dann in Gläser abgefüllt. Auch die Etiketten sind liebevoll selbst gestaltet. Mario Binte hat auch Stammkundschaft, die jedes Jahr wieder kommt. Im Spätherbst, wenn die Blütezeiten vorbei sind, beginnt Mario Binte zuzufüttern. „Das ist wichtig, denn wir nehmen ja den Bienen die Nahrung mit dem Honig“, erklärt er. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat er in diesem Winter vier Völker verloren. Für die Bienen ist ein richtiger Wintereinbruch besser, als wenn es zu mild ist. „Dann fliegen die Bienen, wenn sie es noch gar nicht dürften“, sagt Kerstin Binte. Sie fangen an sich zu vermehren, aber da noch nichts blüht, fehlt das Futter. Die Bienen verhungern.

Die Ernte ist jedes Jahr unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Es ist eine gewaltige Leistung, welche die kleinen Tierchen erbringen, bedenkt man, dass eine Biene in ihrem Leben etwa einen Teelöffel Honig produziert. Eine Sommerbiene hat eine Lebensdauer von 2-6 Wochen. Sie arbeitet sich sozusagen hoch. Erst ist sie für Hausarbeiten zuständig, dann wird sie Wächterbiene. Erst ihre letzten Lebenstage verbringt sie als Honigbiene.

Die Winterbienen, das sind die letzten, die schlüpfen, sind zum Wärmen da und leben bis zu 7 Monate. Die Bienen brauchen im Winter etwa 22 Grad zum Überleben, zum Schlüpfen brauchen sie bis 35 Grad. Für die Brut ist die Königin verantwortlich. Auf ihrem Hochzeitsflug wird sie von mehreren Drohnen begattet und legt so im Laufe ihres Lebens täglich zirka 2000 Eier. Die Drohnen werden vor dem Winter bei der sogenannten Drohnenschlacht hinausgeworfen, da sie außer der Befruchtung keine Aufgaben haben. „Sie sind faule Hunde“, schmunzelt der Hobbyimker. Um neue Gene in das Volk zu bringen, kann man auch Königinnen kaufen. Sie werden in einem kleinen Käfig mit „königlichen Geleitbienen“ und etwas Futter in einem gepolsterten Umschlag verschickt. „Es ist schon komisch, wenn man einen Brief bekommt, der summt“, lächelt auch Kerstin Binte. So eine Königin kostet zwischen 25 und 50 Euro. Auch sonst ist die Imkerei sehr kostenintensiv. Ein Turm allein kostet etwa 120 Euro, dazu kommen, je nach Bauart, die Waben für 1,20 pro Stück. Pro Volk muss man mit 100 bis 200 Euro rechnen. Und dann sind da die Kosten für Maschinen, Geräte, Handwerkszeug, Gläser, Etiketten usw. „Und wenn man dann vier Euro für ein Glas Honig verlangt, ziehen manche die Nase kraus“, sagt Mario Binte.

Und Platz für ein neues Volk hat Mario Binte auch schon. Seine Nichte hat einen neuen Bienenkasten bunte bemalt, in den bald ein Volk einziehen soll. Am Eingang zum Grundstück möchte Mario Binte demnächst eine Schaubeute zeigen. Den Hauseingang ziert ein Bienenkorb aus Ton, in so einem wurden früher die Bienen gehalten. Auffallend ist ein mit Waben bemalter Stein, ebenfalls ein Werk von Mario Bintes Nichte. Mario Binte ist offen für alle Interessenten, die sich die Imkerei einmal vor Ort ansehen möchten.

 

Die Suche nach Loni

Loni ist fünf Jahre alt und ein Cain Terrier Mix. Gemeinsam mit ihrer  dreijährigen Tochter Tina führt sie ein erlebnisreiches Hundeleben bei Andrea und Peter Woitas in Reetz. Täglich gibt es Ausflüge in die Umgebung, manchmal geht es aber auch etwas weiter weg. Wie am vergangenen Freitag. Peter Woitas wollte einen Freund in Gräben besuchen und nahm die beiden Hunde mit. Dieser hatte ein neues Haus gebaut, was man natürlich besichtigen wollte. Das Grundstück war jedoch noch nicht eingezäunt. Als alle in das Haus gingen, bemerkte keiner, dass Loni nicht mit hinein kam. Erst als man das Haus wieder verließ merkten alle, dass Loni nicht mehr da war. Da die Hündin sehr anhänglich ist, war sie wohl auf der Suche nach ihrem Rudel, vermutet Peter Woitas. Und da sie niemanden finden konnte, suchte sie außerhalb des Grundstücks.

Zunächst machte sich Peter Woitas mit einem geborgten Fahrradauf den Weg in die nähere Umgebung. Aber alles Suchen und Rufen hatte keinen Erfolg, Loni blieb verschwunden. Die Familie des Freundes hatte sofort in der Facebook-Ortsgruppe Bescheid gegeben, dass ein Hund entlaufen war. So kam kurze Zeit später die Meldung, man hätte Loni auf einem Gehöft am Ortsausgang gesehen. Der Freund von Peter Woitas fuhr sofort mit seinem Bulli hin, aber Loni war schon wieder weg. Er verfolgte sie, sah sie auch, rief sie. Aber Loni kannte ihn kaum und auch das Fahrzeug nicht und lief weiter in Richtung Wald. Inzwischen war auch Peter Woitas mit dem Rad und Tina am Bulli angekommen und so wurde gemeinsam weiter gesucht. Tina nahm ab und zu die Witterung ihrer Mutter auf und wollte dann nicht mehr in den Bulli einsteigen. Aber so langsam wurde es dunkel. Gegen 23:30 Uhr brachten die beiden Freunde die Suche ab.

Peter Woitas blieb nichts anderes übrig, als erst mal nach Hause zu fahren. Er hatte die Hoffnung, dass Loni sich irgendwo im Wald zur Ruhe gelegt hatte. Aber natürlich tauchten im Inneren auch Bilder auf, dass Loni wohl eine einfache Beute für den Wolf sein könnte. Dementsprechend schlecht schlief Peter Woitas und wurde zusätzlich von Alpträumen geplagt.

AM nächsten Morgen rief er als erstes beim Tierschutzverein Tasso e.V. an und meldete Loni als vermisst. Dort ist sie mit Chip und einer Nummer registriert. Dann packte er einen Rucksack mit Fernglas und Verpflegung für den Hund und sich und machte sich mit seiner Enduro wieder auf den Weg nach Gräben. Bis zum Nachmittag suchte er nochmals die gesamte Umgebung ab. Der Weg führte ihn bis zum Tierheim Verlorenwasser. Peter Woitas war froh über seine Enduroreifen, so konnte er feststellen, an welchen Orten er bereits war. Alle Spaziergänger wurden gefragt, jedoch ohne Erfolg. So legte Peter Woitas seine Jacke mit ein paar Leckerli an den Waldrand in der Hoffnung, Loni würde sie finden und dort warten.

Peter Woitas war schon ziemlich gerädert, als er am Kaffeetisch seines Freundes einen Anruf erhielt. Zwischen Grebs und Michelsdorf sei ein hellroter Hund außerhalb der Ortschaft gesehen worden. Das war ja schon mal ein ganzes Stück von Gräben entfernt. Aber Peter Woitas wollte der Spur nachgehen. In Michelsdorf angekommen, kam ein weiterer Anruf, der Hund sei vor dem Edeka Markt in Lehnin. Als sich Peter Woitas mit dem Motorrad dem Supermarkt näherte, sah er schon von weitem zwei Frauen mit einem Hund an der Leine. Es war Loni. Sie reagierte sofort, denn das Motorengeräusch und die Ballhupe waren ihr bekannt. So konnte auch die Mitarbeiterin des Tierschutzvereins, die zur Hilfe gerufen worden war, die Hündin wieder in die Obhut ihres Herrchens geben, Natürlich nicht, ohne vorher den Chip ausgelesen und die Personalien festgestellt zu haben.

Dass Loni wohlbehalten zurückkehren konnte, war in erster Linie der zweiten jungen Frau zu verdanken. Nadine ist selbst Hundebesitzerin und hat immer eine Leine im Auto. Sie verfolgte Loni, konnte so ihr Vertrauen gewinnen und sie an die Leine nehmen. Peter Woitas hat sich dann erst einmal auf die Erde gelegt und Loni kuschelte sich sofort in seinen Arm und schlief sofort ein.

Ein paar Tage lang war Loni und auch Herrchen Peter Woitas völlig platt. Die erste Zeit wich Loni ihrem Herrchen nicht von der Seite. Bleib natürlich die Frage: Wo wollte sie hin? Peter Woitas sah sich die Wegstrecke auf einer Karte an, Loni war immerhin etwa 30 Kilometer gelaufen. Er stellte fest, dass sie genau in Richtung Potsdam lief. Dort wurde sie geboren. Vielleicht hat sich Loni gedacht, wenn ich schon mein neues Rudel nicht finde, dann kehre ich eben zu meinem alten zurück.

Zur Erinnerung an diese denkwürdigen Tage hat Peter Woitas den Stein aus Gräben mitgenommen, mit dem er seine Jacke beschwert hatte und ihn als Andenken bemalt. Sein besonderer Dank gilt neben allen anderen Helfern natürlich Nadine, denn ohne ihre Hartnäckigkeit hätte die Suche wohl noch länger gedauert oder wäre ganz erfolglos geblieben.

 

Katrin Löffler

Schon als Kind wusste Katrin Löffler – mein Leben findet einmal auf dem Land statt. Ihre Eltern hatten ein Grundstück bei Königswusterhausen, sie kannte das Landleben also. So kam es, dass die in Berlin geborene Diplom-Psychologin 2003 mit zwei Kindern und obendrein schwanger in den Fläming zog. Anfangs lebte sie in einer Wohngemeinschaft in Reetz. Das war jedoch etwas beengt. Schon damals liebäugelte sie über den Gartenzaun mit dem Nachbargrundstück. Katrin Löffler wollte etwas eigenes, mit Garten für ihre Kräuter, aber hauptsächlich auch für ihre Kinder. Mit Hilfe von Freunden konnte sie schließlich das Haus kaufen.

Katrin Löffler ist Mutter, Großmutter, Diplom-Psychologin, Verhaltenstherapeutin, Ayurveda-Gesundheitsberaterin, leidenschaftliche Bio-Gärtnerin, Köchin und Hörtrainerin. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie schwierig und gleichzeitig schön es ist, mit all den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Sie hat Psychologie studiert und viele Jahre in Berlin im öffentlichen Dienst gearbeitet. Das war zwar ein sicherer Job, aber erfüllt hat er sie nicht. Zusätzlich war sie von dem ganzen Großstadttrubel gestresst. So kündigte sie zum Unverständnis vieler den sicheren Job und zog aufs Land. Die Partnerschaft zerbrach und so musste Katrin Löffler selbst für ihre nunmehr drei Kinder sorgen. Vom Amt wollte sie nicht abhängig sein. So gab sie fünf Jahre lang Wellnessmassagen, hat einige Zeit bei der Mundus GmbH in Reetz gearbeitet. Sie fand es interessant zu sehen, wie die Naturschallwandler der Firma hergestellt werden. Außerdem arbeitete sie als Sekretärin und Hörtrainerin in der Firma von Anton Stucki. Zusätzlich hat sie gekocht,  auch für die Wildnisschule Hoher Fläming. Nicht zuletzt dadurch kam ein früheres Interessengebiet wieder zum Vorschein – Ayurveda. Vor mehr als 20 Jahren hatte sie begonnen, ayurvedisch zu kochen. „Das Interesse an diesem Gebiet war geweckt, ist aber erst einmal wieder eingeschlafen“, erinnert sie sich. Aber in Reetz konnte sie die Anregungen wieder in der Küche mit anwenden, bei ihr kam viel Vegetarisches aus regionalen Produkten mit vielen Kräutern auf den Teller. Inzwischen gibt Katrin Löffler ayurvedische Kochkurse und arbeitet mitunter auch als Dozentin. Vor kurzem hielt sie im Projekt „Aktiv sein im Alter“ einen Vortrag über Arthrose.

Seit sie sich mit Ayurveda beschäftigte, wusste Katrin Löffler auch eines: ich will noch einmal etwas ganz selbstständig machen, noch einmal etwas lernen. Die Kinder sind inzwischen groß, so konnte sie sich ganz auf ihren Plan konzentrieren, in die Selbstständigkeit zu gehen. Und mit einem Thema, welches den ganzen Menschen betrachtet. Katrin Löffler ist mit Leib und Seele Therapeutin und möchte nun in Kombination mit Ayurveda ihren Klienten Ratschläge und Hinweise für eine gute Lebensweise geben. Dafür gibt es ein kostenloses Erstgespräch, bei dem man sich kennenlernt und das ansprechen kann, was bedrückt. „Ayurveda ist für jedermann und man muss dafür auch nicht nach Indien“, so Katrin Löffler, „alle dort verwendeten Kräuter wachsen auch bei uns.“

Katrin Löffler fühlt sich wohl in Reetz. Vor einiger Zeit hat sie ihre pflegebedürftigen Eltern ins Haus geholt. Das bringt natürlich zusätzlich Arbeit, aber für Katrin Löffler stand nichts anderes zur Diskussion. Und durch ihre Selbstständigkeit kann sie sich die Arbeit einteilen und sich dabei auch um ihre Eltern kümmern.

 

https://www.ayurveda-deinweg.de/

 

Eine Stiftung für Reetz

Reetz erhält eine Stiftung, die Erich-Hahn-Gedächtnisstiftung zur Förderung des kirchlichen und kulturellen Lebens in Reetz. Möglich wurde dies durch den kürzlich verstorbenen Erich Hahn. Da er keine Nachkommen hat, wollte er sein Vermögen dem Ort zukommen lassen, in dem er fast sein ganzes Leben verbracht hat. Jetzt ist es an Testamentsvollstrecker Helmut Kautz, zu dem er eine besondere Bindung hatte, alles Notwendige in die Wege zu leiten und so dem Ort die Möglichkeit zu geben, die verschiedensten Dinge im Sinne des Verstorbenen zu tun.

Aber wer war eigentlich Erich Hahn? Die meisten kennen ihn unter seinem Spitznamen „Hahnepiepert“. Jedoch wie kam er zu diesem merkwürdigen Namen? Die Erklärung ist eigentlich ganz simpel. Erich Hahn bekam Stiefel vom Belziger Schuster Piepert! Stolz trug er sie. Auf die Frage woher die seien antwortete er: Von Piepert! So bekam Erich Hahn den Namen!

Er war ein echter Reetzer, freundlich, kinderlieb, Frauenfreund, ein Bauer durch und durch. Mit schiebern hat er nie aufgehört, er konnte handeln, liebte Trecker und Pferde und hatte  ein schelmisches Lächeln. So erinnert sich Pfarrer Helmut Kautz an ihn.

Erich Hahn wurde 1934 in Dessau als drittes von vier Kindern geboren. Zwei seiner Schwestern starben kurz nach der Geburt, die andere war behindert und kam in ein Heim und wurde Opfer des Euthanasie – Programms der Nazis. Man hätte sie gern nach Hause geholt, aber die Familie hatte keine Kraft dafür. „Da haben sie ihr etwas gegeben“, erzählte Erich Hahn Pfarrer Helmut Kautz.

 Der Vater von Erich Hahn Vater war Soldat  im Krieg und kam noch einmal nach Hause auf Fronturlaub. „Nun höre was Mutter Dir sagt“ sind seine letzten Worte an seinen Sohn. Schließlich wird er vermisst und Erich Hahn erlebt, wie er durch die Mutter für tot erklärt wird. So lange Ida Hahn lebte, hörte Erich Hahn auf sie und manche Frau wurde von ihr vergrault. Der Verlust des Vaters bewirkte in ihm eine große Verlustangst, die ihn zum Messi werden ließ. Er konnte nichts loslassen oder wegwerfen.

 Das Kriegsende nahte. Bevor die Russen kamen wurde das Schloss in Mahlsdorf geplündert. Erich Hahn erzählte, dass der Gutsherr da war und ihn ermutigte: „Geh ruhig rein und nimm“.

 „Die Russen hatten auf den Wiesen das Vieh zusammengetrieben und haben Pfannkuchen gebacken und den Kindern abgegeben“ erinnert sich Erich Hahn.  Im Hause Hahn waren noch Fremdarbeiterfrauen, die die Russen fernhielten, allerdings fanden sie mit langen Eisenstangen vergrabene Schätze und Alkohol. Aber er war Kind und nahm das alles als großes Abenteuer.

 Erich Hahn musste früh seinen Mann in der Landwirtschaft stehen und hat sein Leben lang schwer und gern darin gearbeitet, immer hat er neben der Arbeit in der LPG Schweine gefüttert und Ziegen gehalten.

 Erich Hahn war zweimal verheiratet. Allerdings war, solange seine Mutter lebte, kein Platz für eine zweite Frau im Haus. Seine letzte Frau taugte nicht für die Landwirtschaft und ging mit einem Bierbrauer fremd, so wurde er zweimal geschieden. Erich Hahn und seine Arbeitskollegen unternahmen immer wieder Versuche per Anzeige eine Frau zu finden. Ganze Stapel solcher Post finden sich in seinem Nachlass

 Mitte der 70er Jahre stirbt seine Mutter. Seine letzte Frau verlässt ihn und er schafft wieder Pferde an-  Stepke ist das erste Ross! In dieser Zeit taucht Helmut Kautz erstmals mit seiner kleinen Schwester bei Erich Hahn auf. Die beiden freunden sich an. Der jetzige Pfarrer ist viel mit auf dem Feld, wo er eine Menge über Landwirtschaft lernt, aber er ist auch bei so mancher „Handelsreise“ dabei. Was Erich Hahn schließlich zum Verhängnis wird.

1982 will er sich scheiden lassen. Aber seine Frau zeigt ihn wegen Schwarzhandels an. Es kommt zur Hausdurchsuchung und  Erich Hahn wird wegen illegaler Lagerung von einigen 1000 Liter „Russendiesel“ und dem Besitz unzähliger Reifen und Motoren zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Einen Tag vor der Scheidung versucht sein Stiefsohn ihn mit einer Pistole zu erschlagen. Die Nachbarn finden Erich blutüberströmt mit zerrissenem Nachtgewand unter der Laterne vor seinem Haus vor. „Helmut ich lebe noch!“ rief er dem Pfarrersjungen bei der ersten Begegnung nach dieser schaurigen Tat zu.

 Nach der Wende wird Erich Hahn Frührentner, die LPG braucht ihn nicht mehr. Aber nun beginnt für ihn eine wunderbare Zeit. Überall werden Dinge weggeworfen, die er einfach mitnehmen kann. Sein ganzer Hof ist bis unter den letzten Dachbalken voll mit wundersamen Dingen –Erich Hahn  konnte alles gebrauchen und dazu eine Geschichte erzählen, was daraus werden konnte. Dabei entfernte er sich nie weit von der Kirchturmspitze, nur soweit, wie ihn sein 11er Deutz Traktor oder das Fahrrad trug. Er kannte  jeden Pferdebesitzer, alles andere interessierte ihn nicht. Er trug nie eine Uhr und lebte mit den Jahreszeiten.

 

 Aber Alter und Krankheiten forderten Tribut. „Dass ich so lange zappeln muss hätte ich nicht gedacht“ sagte Erich Hahn acht Wochen vor seinem Tod zu Helmut Kautz. Auf eigenen Wunsch ging er ins „Hospital zum Heiligen Geist“.

 Nun hat sein Herz aufgehört zu schlagen, aber den Reetzern wird er auf Grund seiner Stiftung auch noch nach Generationen in Erinnerung sein.

 

 

Fabio Scheibel fährt Motorradbiathlon

Auf die Frage: Was willst du mal werden? Antworten viele kleine Jungen Feuerwehrmann, Polizist oder ähnliches. Anders bei Fabio Scheibel aus Reetz. Da lautet die Antwort mit Sicherheit: Motorradrennfahrer. Der 8-jährige ist nämlich jetzt schon ein großes Talent im Motorradbiathlon. Da es im Land Brandenburg selten Wettkämpfe in dieser Disziplin gibt, nehmen er und Opa Peter Woitas regelmäßig an Wettkämpfen in Sachsen-Anhalt teil.

Der Motorradsport liegt in der Familie. Neben Opa Peter war auch sein großer Bruder Danilo bereits aktiv. Schon als kleines Kind durfte Fabio bei Opa auf dem Kindersitz mitfahren. Auch zu Wettkämpfen nahm dieser seine beiden Enkel gern mit. So wuchs das Interesse am Motorradsport. Als beide zur Saisoneröffnung in Klöden (Sachsen-Anhalt) waren, wollte Fabio unbedingt auf die Strecke. Vorher hatte Peter Woitas seinen Enkel noch immer ein bisschen zurück gehalten, immerhin ist der Sport auch nicht ungefährlich. Aber auch er wusste, dass Fabio irgendwann nicht mehr nachgeben würde. Und nun war es soweit. Zumal die Strecke in Klöden den Vorteil hat, auch für Anfänger geeignet zu sein. Jedoch hatte man kein passendes Motorrad dabei dabei. „Vielleicht kann Papa ja mein kleines Motorrad herbringen“, quengelte Fabio. Aber man konnte die Eltern leider nicht erreichen. So musste der Knirps bis zum nächsten Wettkampf warten. Dieser fand in Ferchland bei Genthin statt und war Fabio Scheibels erster offizieller Wettkampf. Trotz schlechter Witterung ließ er sich nicht beirren, andere traten erst gar nicht an. Opa Peter spornte ihn an: „Ankommen ist alles, wir müssen die Zielflagge sehen“, sagte er zu seinem Enkel. In Ansprache mit dem Rennleiter durfte er Fabio auf seiner Fahrt begleiten. Und Fabio kam an – und das sogar auf dem ersten Platz! Da fuhr Fabio noch mit einer kleineren Kubikzahl. Ebenso im zweiten Rennen auf der neu eröffneten Strecke am Zerbster Flugplatz.

Das Talent ist da, sah auch Peter Woitas von Anfang an. Deshalb machte er sich daran, ein etwas stärkeres Motorrad wieder gangbar zu machen. Nachdem die fehlenden Ersatzteile besorgt waren, läuft die Maschine nun wieder. Und Fabio, dessen Lieblingsfach in der Schule Sport ist, kann sich auf die kommenden Rennen vorbereiten. Angst vor Stürzen hat der Drittklässler schon ein bisschen, aber bisher ist außer ein paar blauen Flecken nichts passiert. Sieben Rennen ist Fabio Scheibel in diesem Jahr gefahren. Ende September wird er an den deutschen Meisterschaften in seiner Klasse teilnehmen – und hoffentlich gut abschneiden.

 

Gute Ernte

Es ist Tomatenzeit bei Familie Woitas aus Reetz auf dem Hof. Und eine außergewöhnliche. Denn entgegen aller Pflegehinweise ließ Peter Woitas seine Tomaten im Kübel wachsen. Immer wieder befestigte er sie mit Stäben, so dass sie inzwischen eine stattliche Höhe von über 2,50 Meter erreicht haben. Und trotzdem tragen sie reichlich und vor allem große Früchte. Gekauft hat er die Pflanzen in der Gärtnerei. Die Erde wurde kräftig mit Pferdemist versetzt. Vielleicht liegt es daran oder an der guten Pflege, dass die Familie jetzt eine so gute Ernte hat. Auf jeden Fall wurden die Pflanzen gut gewässert. Mindestens 10 Liter Wasser hat Peter Woitas in jeden Kübel täglich gegossen. Aber das war es wert, wie man sieht. Da kann man nur sagen – Guten Appetit.

 

Wir gratulieren zur Diamantenen Hochzeit

Auch wenn sich Geschwister oft zanken, mitunter verhelfen sie einem auch zum Lebensglück. So war es bei Lisa Striebing. Sie lebte als Kind mit ihrer Familie in Raben. Ihr Bruder war schon der Liebe wegen in Reetz. „Er hat mich hergelockt“, schmunzelt sie. In Reetz war nämlich 1958 Erntedankfest mit Tanz. Auf einem Besuch bei den Eltern in Raben fragte er seine Schwester, ob sie nicht mitkommen wolle. Sie willigte ein und so ging es mit dem Fahrrad nach Reetz. Und dort lernte sie dann ihre große Liebe Helmut kennen. Noch heute lebt das Paar in seinem Elternhaus. Da Helmut Striebing ein Motorrad, eine AWO, besaß, konnte man sich jedes Wochenende sehen. Entweder direkt in Raben, oder auch in Niemegk. Dort arbeitete Lisa Striebing als Hausangestellte beim den Inhabern der dortigen Drogerie, Familie Puls. Dort war sie vier Jahre beschäftigt und hat auch mit im Haus gewohnt. Gleich nach der Schule ging sie in Stellung, wie es nach dem Krieg fast üblich war, denn auch die sechs Geschwister mussten mit versorgt werden. Helmut Striebing wollte Elektriker lernen. Aber die Familie hatte eine Wirtschaft, so musste er zu Hause bleiben. Als die LPG gegründet wurde, machte er seinen Facharbeiter in der Landwirtschaft. Später ging er zum Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb und auch dort erwarb er seinen Facharbeiterbrief. Dreißig Jahre war er in der Forst beschäftigt.

1959 wurde in Raben geheiratet. Alle Reetzer Gäste wurden mit dem Bus nach Raben kutschiert. Die Gaststätte Aulich gibt es heute nicht mehr. Das Paar bekam vier Kinder, vier Jungen. Anfangs blieb Lisa Striebing deswegen zu Hause. Danach war sie 11 Jahre im Feldbau und anschließend 16 Jahre in der Milchviehanlage beschäftigt.

Seit 1992 genießen beide das Rentnerleben. Erst ging es in den Vorruhestand, dann in Rente. „Wir haben die 90er Jahre voll genutzt mit Fahrten und haben uns die Welt angesehen“, so das Paar. Sie waren in Italien, Schweden, Dänemark und auch in Deutschland unterwegs. „Die Alpen muss man einfach gesehenen haben“, so Helmut Striebing. Obwohl die beiden 82 jährigen Gebirgslandschaften durchaus kannten. Durch die Verwandtschaft waren sie oft in Tschechien. Noch heute ist das Paar Ulla Friedrich dankbar, die jeden Monat Aktivitäten für die Reetzer Rentner organisiert hat. Da ging es auch oft mit Fahrrädern auf Tour, das Picknick wurde mit einem Auto zum Rastplatz hinterher gefahren. Damals war es eine Kleinigkeit, den Bus voll zu kriegen, manchmal mussten sogar zwei Busse geordert werden, erinnern sich beide.

Helmut Striebing war 50 Jahre lang passionierter Jäger. Besonders stolz ist er auf seinen größten Hirsch. Den bekam er zum 70. Geburtstag als Abschuss von Graf von Schulenburg geschenkt.

Inzwischen hat das Paar sechs Enke und vier Urenkel. Von der früheren großen Wirtschaft sind noch ein bisschen Garten, zehn Hühner und ein frecher Hahn übrig geblieben. „Auf den muss man aufpassen“, schmunzeln die beiden, „der greift gern von hinten an.“ Aber Lisa Striebing konnte sich Respekt verschaffen.

Jetzt freuen sich Lisa und Helmut Striebing auf eine schöne Feier im Kreise von Familie und Freunden.

 

Glückwunsch an das Jubelpaar

Kinder wie die Zeit vergeht! Nun sind es schon wieder fünf Jahre her, seit Ilse und Heinz Eppinger ihre diamantene Hochzeit gefeiert haben. Und nun feiern sie heute ihre eiserne Hochzeit. „Dabei ist es gar nicht so schlimm, älter zu werden“, meint der 84 jährige Jubilar schmunzelnd, „schlimm ist, dass man immer hübscher wird.“ Er und seine 83 jährige Ehefrau sind immer noch zu Späßen aufgelegt. Aber das hält jung. Besonders froh ist Heinz Eppinger, dass er immer noch in der Lage ist, Auto zu fahren. Auf dem Land ist das fast unabdingbar. Auch versucht sich das Paar geistig fit zu halten. „Ich mache dafür regelmäßig Kreuzworträtsel“, so Ilse Eppinger. Seit der letzten großen Feier hat sich auch die Familie weiter vergrößert, zu den zwei Töchtern und vier Enkeln ist inzwischen das siebte Urenkelchen dazu gekommen. Aber ganz so viel wie früher geht es nicht mehr auf Reisen. „Man merkt doch, dass nicht alles mehr so geht, wie man möchte“ sagt das Paar. Aber sein Hobby lässt sich Heinz Eppinger nicht nehmen. Gemeinsam mit den Nachbarn wird oft auf Familienfeiern und Geburtstagen musiziert. Heinz Eppinger spielt Ziehharmonika. Als 11 jähriger bekam er zu Weihnachten so ein Instrument geschenkt. Schon am zweiten Feiertag konnte er die ersten Lieder spielen. Vor 17 Jahren hat er sich dann den Traum nach einer neuen Ziehharmonika erfüllt, die wird gehütet und gepflegt.

Kennengelernt hat sich das Paar beim Tanz. Auch das Problem mit dem Wiedersehen löste sich fast von allein. Ilse Eppinger arbeitete in der damaligen MTS und fuhr täglich mit dem Rad nach Wiesenburg. Heinz Eppinger war als Gärtner bei der Firma Gebbers am Park (heute Orangerie) beschäftigt. Dort musste Ilse Eppinger täglich vorbei – so konnte man sich auch täglich sehen. Ilse Eppinger stammt aus Reetz – das Paar lebt noch heute in ihrem Elternhaus. Heinz Eppinger stammt aus Deutsch-Eylau in Westpreußen. Durch die Flucht in Kriegszeiten kam er zuerst nach Sachsen in den Großraum Dresden, wo er auch zur Schule ging. Aber auch dort konnte die Flüchtlingsfamilie nicht lange bleiben, es ging weiter nach Berlin und schließlich nach Hohenwerbig bei Niemegk. In Niemegk hat Heinz Eppinger auch seinen Beruf als Gärtner erlernt.

Am 6. Mai 1954 gaben sich beide das Jawort. Nach der Geburt der Kinder war Ilse Eppinger eine Zeitlang zu Hause und arbeitete in der eigenen Landwirtschaft. Danach waren beide 28 Jahre, sie in der Buchhaltung, er als Kraftfahrer, in der BHG Wiesenburg bzw. im ACZ Reetzerhütten  beschäftigt, bis der Betrieb nach der Wende aufgelöst wurde. 28 Jahre in ein und demselben Job – das schafft heute kaum noch jemand. Mit der „Abwicklung“ der Firma erhielt das Paar Altersübergangsgeld und konnte danach in Rente gehen. Aber Rente heißt auf dem Dorf ja nicht, die Füße hochlegen, auch wenn das Paar nun die Gartenarbeit erheblich reduziert hat.

Jetzt freuen sie sich auf eine schöne Familienfeier, die in Kürze stattfindet.

 

Wahlkandidaten in Reetz

Die von vielen geforderte Frauenquote in Politik und Wirtschaft wird zumindest in Reetz übererfüllt. Wie schon in der vergangenen Wahlperiode stellen sich wiederum drei Frauen zur Wahl, um in ihrem Ort etwas zu bewegen. Für die jetzige Ortschefin Marion Gante ist es dann bereits die dritte Wahlperiode, für Eva Loth die zweite. Obwohl Marion Gante in diesem Jahr auch schon 65 Jahre wird, hat sie sich für eine erneute Kandidatur entschlossen. „Mir macht es einfach Spaß und wir müssen ja auch junge Leute „anlernen“. Der Spaß geht bei ihr sogar soweit, dass sie auch für die Gemeindevertretung Wiesenburg/Mark und für den Kreistag kandidiert. Da bleibt im Normalfall nicht viel freie Zeit. Wenn doch, entspannt sich Marion Gante gern bei einem guten Buch. Und dann sind da auch noch zwei kleine Dackeldamen, die nach Aufmerksamkeit verlangen. Für Eva Loth ist es die zweite Wahlperiode in Folge, sie war auch schon früher in der Reetzer Ortsvertretung, bis es sich jobtechnisch nicht mehr vereinbaren ließ. Seit nunmehr 10 Jahren kümmert sie sich um die Reetzer Homepage und ist Vorsitzende des Dorfvereins Pro Reetz e.V. Die meisten werden sie jedoch als „Schreiberling“ für BRAWO und MAZ kennen. Die „Neue“ im Bunde ist Dominique Iversen. Die 29 jährige ist gebürtige Reetzerin und hat Kommunalpolitik schon seit ihrer Kindheit miterlebt, denn schon Mama Ilka war und ist sehr aktiv im Ort. Sie lebt mit Partner Florian und der 2 ½ jährigen Tochter Elsa in Reetz. Dominique Iversen ist Rettungsassistentin bei der Bundeswehr und froh, dass sie nun nach verschiedenen Einsatzorten in Beelitz arbeiten kann. Das ermöglicht zum einen ein geregeltes Familienleben, aber auch mögliches ehrenamtliches Engagement. „Ich wollte mich einfach wieder engagieren“, sagt sie. „Außerdem bin ich ein Mensch, der gern meckert“, erzählt sie nicht ohne ein Schmunzeln, „aber das kann ich nur, wenn ich auch selbst etwas tue.“ Sie wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit im Ort, das läuft noch nicht immer so, wie sie es sich vorstellt. Außerdem möchte sie ihren Heimatort in der Gemeinde wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken. Dominique Iversen hofft, dass auch die Dörfer von dem derzeitigen Push für Wiesenburg/Mark profitieren. Wenn sie trotz der vielen Arbeit Freizeit hat, ist sie gemeinsam mit ihrem Partner Florian Hoffmann in der Feuerwehr aktiv. Sie gehört zur neuen Frauenwettkampgruppe in Reetz. In ihrer Jugend hat sie aktive Karate betrieben. „Heute mach ich das nur noch als Ausgleich“, sagt sie.

So hat Reetz wieder drei starke Frauen, die das Beste für ihren Ort wollen. Und mit Dominique Iversen jemanden der jüngeren Generation gefunden, die das Werk der „Alten“ fortführen kann.

Wir gratulieren zur diamantenen Hochzeit

Für Marlene und Günter Friedrich war es Liebe auf den ersten Blick. Das Paar, das am 7. März seinen 60. Hochzeitstag feiert, lernte sich auf der Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin kennen. Günter Friedrich war sofort begeistert von seiner Marlene. „Schon am nächsten Tag war er wieder ran“, schmunzelt sie heute. Obwohl Günter Friedrich in seiner Jugendzeit durchaus kein Kind von Traurigkeit war. Er fuhr oft mit seinem Motorrad zum Tanz, meist in Richtung Sachsen/Anhalt. Dort war er bekannt wie ein bunter Hund. In Reppinichen hatte er jedoch einmal ein negatives Erlebnis. Die einheimischen Jungs schoben sein Motorrad in den Dorfteich direkt neben der Gaststätte. Als Günter Friedrich hinaus kam, suchte er erst eine ganze Weile nach seinem Gefährt und sah es schließlich im Teich. Die Angst, die Maschine könnte nicht mehr anspringen, war unbegründet. „Zweimal antreten und sie lief wieder“, erinnert er sich heute. Seitdem war er allerdings nie wieder im Nachbarort zum Tanz. Geboren wurde der heute 82 jährige in Reetz und ging auch dort zur Schule. Er wollte Fleischer werden, aber das durfte er nicht. „Du bist der Älteste, Du musst die Wirtschaft übernehmen“, hieß es wie so oft. Und so kam es wie es kommen musste, er trat 1963 in die LPG ein, arbeitete als Aushilfe im Kuhstall. Günter Friedrich holte die 12. Klasse nach und machte seinen Meister im Bereich Rinder- und Milchproduktion. Mitte der siebziger Jahre wurde in Reetz ein moderner Kuhstall gebaut. Günter Friedrich war mit dabei und war anschließend dort 25 Jahre lang tätig. Marlene Friedrich stammt aus Wiesenburg. Die 78 jährige hätte auch gern eine Ausbildung gemacht, aber sie musste gleich mit arbeiten und Geld für die Familie verdienen. Als sie nach der Hochzeit nach Reetz zog, war sie an verschiedenen Orten beschäftigt, erst in der Forstwirtschaft, dann in der Milchviehanlage, im Kinderheim Mahlsdorf und schließlich in verschiedenen Kindergärten wie in Reetz, Medewitz und Preußnitz. Das Paar bekam vier Kinder, inzwischen können sie Enkel und Urenkel schon gar nicht mehr zählen. Das ist wohl etwas ungewöhnlich, aber zu manchen Enkeln besteht sehr wenig Kontakt, was die beiden etwas traurig stimmt. Auch heute noch fahren Günter und Marlene Friedrich an den Wochenenden übers Land, wenn irgendwo eine Blasmusikveranstaltung ist. „Früher hab  ich gerb getanzt“, so Günter Friedrich, „heute geht es leider gesundheitlich nicht mehr.“ Aber zuhören und schunkeln geht immer noch gut. Günter Friedrich findet überall hin. In seiner Jugend war er oft mit seinem Vater mit dem Fuhrwerk unterwegs, um Ferkel zu holen. Dadurch kennt er jeden Winkel der Region. Seit 1973 lebt das Paar in seinem eigenen Häuschen. Das Zusammenleben im Elternhaus funktionierte nicht mehr und so schoss die LPG dem Paar damals die Kaufsumme vor, die anschließend vom Lohn abgestottert werden konnte. Darüber sind sie heute noch dankbar. Heute besteht ihr Hobby neben der Blasmusik aus ein paar Hühnern, einem Kaninchen und einem Hund.  Nun freut sich das Paar auf eine schöne Feier ihres Jubiläums mit Kindern, Verwandten und Freunden.

 

Die gute Seele des Dorfgemeinschaftshauses

Das Reetzer Dorfgemeinschaftshaus wird rege genutzt. Nachdem es nun keine Gaststätte mehr im Ort gibt, ist es das einzige Gebäude, in dem ein etwas größerer Raum für Festlichkeiten zur Verfügung steht. Da muss man schon schnell sein mit der Anmeldung für eine Feier. Außerdem wird der Raum von den Gymnastikfrauen und für Versammlungen genutzt. Damit alles seine Ordnung hat und sich keine Termine überschneiden, braucht man jemanden, der sich um alles kümmert. In Reetz ist das seit vielen Jahren Alma Friedrich. Fein säuberlich notiert sie in ihrem Kalender alle Veranstaltungen, rückt vorher Tische und Stühle zurecht und zählt nachher akribisch Teller, Tassen und Besteck. Alles muss stimmen, schließlich ist man froh, dass Geschirr zur Verfügung steht und die Leute nichts selbst von zu Hause mitbringen müssen. So ist Alma Friedrich die gute Seele des Dorfgemeinschaftshauses.

Aber die 79 jährige ist keine gebürtige Reetzerin. Sie stammt aus Klösitz in Bessarabien. Viele werden jetzt fragen: Wo ist denn das? „Es liegt an der Grenze zwischen Rumänien und Moldawien“. Erklärt Alma Friedrich. Ihre Vorfahren, die aus dem damals deutschen Posen stammten, waren dorthin ausgewandert. In der Hitlerzeit hieß es dann jedoch – alle Deutschen heim ins Reich. So musste die Familie im September 1940 ihren Heimatort verlassen. Alma Friedrich war damals gerade ein halbes Jahr alt. So kam die Familie zuerst nach Riesa in ein sogenanntes Auffanglager. Dann schickte man sie in die Nähe von Posen, nachdem die polnische Bevölkerung von dort vertreiben worden war. Aber kurz vor Kriegsende musste die Familie auch von dort wieder weg. So kam Alma Friedrich mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern am 16. Februar 1945 nach Reetz. Ihr Vater kam erst 1949 aus russischer Gefangenschaft zurück. In Reetz lebten sie in verschiedenen Häusern bei verschiedenen Familien. Man hatte immer nur ein Zimmer, denn die Häuser waren klein. Auf tragische Weise verlor Alma Friedrich dann ihre beiden Brüder. An einen Feldrand wurde eine Granate gelegt, die eigentlich den Bauern treffen sollte, dem der Acker gehörte. Aber die beiden Jungen waren zeitiger dort als der Bauer, spielten mit der Granate, die schließlich explodierte. So war Alma Friedrich bis 1954 das einzige Kind, bis in dem Jahr ihr kleiner Bruder geboren wurde. 1958 baute die Familie ein Haus in der Grüne-Grund-Straße, in dem sie heute noch lebt. Pünktlich zu Weihnachten konnte man einziehen. Alma Friedrich ging in Reetz zur Schule, beendete diese, wie damals üblich, mit der 8. Klasse. Das junge Mädchen wollte Friseurin werden, aber in der Umgebung waren alle Lehrstellen besetzt. Nur in Potsdam war noch etwas frei, aber ihr Vater wollte seine Tochter nicht gehen lassen. Schließlich hatte er sie in den Kriegsjahren schmerzlich vermisst. Aber Alma Friedrichs Vater war „pfiffig“. Stets hörte er sich um, wo eine Stelle frei war und so konnte sie schließlich in der Reetzer Bäckerei Hansche anfangen. Dort bleib sie 4 Jahre. „Mit der Zahl 4 hatte ich es“, schmunzelt die 79 jährige heute. Denn auch in der Molkerei in Wiesenburg arbeitet e sie danach vier Jahre im Büro. Alma Friedrich war im Reetzer Sportverein als Geräteturnerin aktiv. Dort lernte sie ihren Mann Werner – ebenfalls Geräteturner- kennen. Das war 1957. Und wie sollte es anders sein, vier Jahre später wurde geheiratet. Ihre Tochter Marina kam zur Welt, später Sohn Hubert. Nach der Geburt der Tochter hörte Alma Friedrich, dass im Kindergarten eine Urlaubsvertretung gesucht wurde. Das Ergebnis war, sie blieb wiederum vier Jahre dort. Dann wechselte sie in die neu errichtete Kinderkrippe. Das hieß aber erst einmal, eine entsprechende Ausbildung zu machen. Dort arbeitete sie dann, diesmal nicht vier, sondern 23 Jahre. 1991 wurde die Krippe in Reetz geschlossen und in die Kita integriert. So ging Alma Friedrich für ein Jahr in die Schulküche und war anschließend bis zur Rente sozusagen Mädchen für alles. Sie half in der Schulküche, bei der Essensausgabe und in der Kita aus. Der Sportgemeinschaft ist Alma Friedrich bis heute treu geblieben. Die jährliche Winterwanderung macht sie regelmäßig mit. Und mit dem Dorfgemeinschaftshaus hat sie seit dem Tod ihres Mannes eine Aufgabe gefunden, die ihr keine Langeweile erlaubt.

 

Das zweite Jahr als Rettungsschwimmer

„Das Wetter spielt in diesem Jahr mehr als mit“, freut sich Peter Weinert, Rettungsschwimmer im Reetzer Freibad. Ein Blick auf die Besucherzahlen beweist es, es sind bei weitem mehr als im vergangenen Jahr. Peter Weinert wirft einen Blick auf seine Notizen. Manche Tage tummelten sich über 50 Besucher im Wasser. Durchschnittlich sind es 20 bis 30 Gäste pro Tag. Immerhin gibt es für zwischendurch dort auch Eis. Florian Jakubowski, der für die Firma „Sanobub“ arbeitet, versorgt das Freibad regelmäßig. „Manchmal muss er zwei Tage hintereinander kommen, weil der Absatz so groß ist“, sagt Peter Weinert. Mitunter hat er nur 10 Euro an Eintritt eingenommen, dafür aber 50 Euro Umsatz an Eis.

Peter Weinert betreut das Freibad nun das 2. Jahr. Angesprochen wurde er vom damaligen Rettungsschwimmer Felix Opitz, der wegen der Ausbildung nur noch sporadisch zur Verfügung steht. So machte sich Peter Weinert erst mal schlau, was man so machen muss, um Rettungsschwimmer zu werden. Alles Weitere erfuhr er über die DLRG, wo er auch Lehrgang und Prüfungen absolvierte. Der Knackpunkt war für ihn das Tauchen, aber auch das bekam er hin. „Das ist eine reine Kopfsache“, erzählt er, „man muss einfach nur denken, ich brauche keine Luft“. Was natürlich nicht so einfach ist. Die abgeschlossene Prüfung gilt für 3 Jahre, dann muss sie wiederholt werden. Der 33 jährige hat eigentlich Geschichte studiert in der Hoffnung, eine Anstellung im historischen Bereich zu finden. Manchmal suchen Stiftungen, Museen oder auch Einrichtungen, die ihre Geschichte aufarbeiten wollen, nach Mitarbeitern für die Recherche oder es werden Hilfskräfte für Professoren an Unis gesucht. „Aber die suchen meist 30 jährige mit 20 Jahren Berufserfahrung“ meint Peter Weinert nicht ohne Ärger und Enttäuschung. Also hat er seine Bewerbungsbemühungen derzeit etwas zurück geschraubt, hat lieber neben seinem Job bei Netto etwas mehr Freizeit und kann sich ehrenamtlich für den Ort engagieren – zum Glück für Reetz. Und sollte er nicht wirklich einen Glücksgriff auf Grund seines Studiums landen, möchte er auch weiter als Rettungsschwimmer arbeiten.

Das Reetzer Freibad ist dienstags und freitags geschlossen, an allen anderen Tagen von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Kinder 1 Euro, für Erwachsene 1,50 €.

 

Erfolgreich mit dem Bike

Nicht nur bei den Schumachers liegt das Renn-Gen in der Familie, sondern auch bei Familie Scheibel aus Reetz. Der 11 jährige Danilo hat nämlich schon so einige Pokale im Motorradbiathlon eingeheimst. Angesteckt wurde er wohl von seinem Opa Peter Woitas, der selbst mit über 60 Jahren immer noch Rennen fährt. Nach 25 jähriger Rennpause stieg er wieder ins Renngeschehen ein. Der „Anstifter“ war eigentlich Enkel Danilo. Der saß bereits als kleines Kind stundenlang vor dem Fernseher und sah sich Motocrossrennen an. „Opa, Du kannst das doch auch, warum fährst Du nicht mit“, drängelte er seinen Großvater. Der Knirps stand, kaum dass er laufen konnte,  ständig am Gartenzaun und wenn ein Motorrad vorbeifuhr hieß es nur: Boah! „Also war Motorrad einfach nur Boah“ erinnert sich Mutter Ina. Angefangen hat die Rennlust bei Danilo mit dem Fahrrad. Opa Peter hatte ihm auf dem Hof einen kleinen Parcours aufgebaut, aber es ging auch hinaus ins Gelände. Die entsprechenden Pokale hat sein Opa selbst gebastelt. Als Danilo das erste Mal auf einem richtigen Motorrad saß, war er grad einmal 4 Jahre alt. Seine Eltern hatte ihm ein kleines Gefährt gekauft. Der Knirps reichte noch nicht einmal mit den Füßen bis auf die Erde. So musste Opa Peter beim losfahren und anhalten Hilfe leisten. Mit der kleinen 50 ccm Maschine ging es durch Opas Garten, auf den Mühlenberg in Reetz und auf eine Strecke in Gräben. Als Peter Woitas sich entschied, wieder Motocross zu fahren, war Enkel Danilo fast immer mit dabei, um zuzusehen. Und schließlich stand er selbst das erste Mal am Start.

Beim Motorradbiathlon muss man verschiedene Bereiche absolvieren, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, nämlich die Startprüfung, das Fahren selbst und das Schießen. Man sitzt also nicht schon auf dem Motorrad und wartet auf den Start, sondern man muss ab einem bestimmten Punkt zur Maschine rennen, diese starten und über eine Lichtschranke fahren. Die Zeit bis dahin wird mit 10 multipliziert und auf die Fahrzeit dazugerechnet. Dann muss mindestens eine Runde gefahren werden, ehe man zum Schießen darf. Die Zeit der ersten Runde wird hochgerechnet, so dass der Betreuer weiß, wie viele Runden bei einer Gesamtfahrzeit von etwa 20 Minuten gefahren werden müssen. Wann er zum Schießen gehen will, kann der Fahrer dann selbst entscheiden. Die Kinder schießen mit Lasergewehren. 6 Schuss hat jeder zur Verfügung, 5 müssen treffen. Für jeden Fehlschuss gibt es wiederum Strafsekunden. Seinen ersten Rennsieg errang Danilo nicht auf Grund des Fahrens sondern wegen seiner guten Startzeit. Seit 2014 fährt er nun Rennen. Gleich in seinem 1. Jahr wurde er mitteldeutscher Meister. Diesen Titel errang er inzwischen dreimal. Aber nicht immer läuft alles glatt, mitunter streikt die Technik und auch die Witterung spielt eine Rolle. Besonders bei Regen ist es schwierig zu fahren. Dabei stört Danilo nicht einmal der Regen selbst, dann wird einfach die Brille hochgeschoben, sondern eher die aufgeweichte Strecke. In diesem Jahr wird er erstmals eine Klasse höher, mit 65 ccm starten. Und solange es Spaß macht, will er weiter fahren. Auch durch einen schweren Unfall seines Opas hat er sich nicht beeinflussen lassen. Angst kennt der 11 jährige nicht, aber Respekt. Auch Mutter Ina hat eigentlich keine Angst, wenn ihr Sohn auf die Strecke geht. Und so wird auch in Zukunft oft der Wohnwagen hergerichtet werden und es geht zu Rennen und Meisterschaften.

 

 

Rosemarie und Manfred Heinrich

„Ich bin vom Polenmarkt“ lacht Rosemarie Heinrich bei der Frage nach ihrem Geburtsort. Die heute 81 jährige stammt nämlich aus Küstrin. Der Krieg und die Flucht verschlugen sie nach Reetz. Ehemann Manfred ist in Reetz geboren. In der Schule hat man sich sozusagen übersehen, denn die meisten Jungen wollten eine Reetzerin heiraten und nicht etwa ein Flüchtlingsmädchen. So haben sich beide erst auf ihrer Arbeit – der Ziegelei- kennengelernt. Dort haben sie im Frühsommer 1953 angefangen zu arbeiten und sozusagen auch das Licht ausgeknipst, denn sie waren bis zum Schluss dabei. So richtig zusammen kam man aber erst am Jahresende, es war die Weihnachtsfeier der Belegschaft. Nach der Geburt des ältesten Sohnes zog man zusammen. Das große Haus direkt neben der Ziegelei ist seit 60 Jahren Heimat des Paares. 1956 wurde geheiratet und zwei weitere Söhne kamen zur Welt. Inzwischen hat sich die Familie enorm vergrößert, neben den Schwiegertöchtern nennen Rosemarie und Manfred Heinrich 8 Enkel und 4 Urenkel ihr Eigen. „Da wurde es zu Feierlichkeiten ganz schön eng in der Wohnung“, erzählen die Beiden. Auch im Dorfleben waren sie immer dabei. Manfred Heinrich, gelernter Elektriker, ist sozusagen eines der Urgesteine der Reetzer Karnevalsgesellschaft (RCG). Von der ersten bis zur letzten Veranstaltung saß er im Elferrat. Das färbte wohl auch auf 2 der Söhne ab, die ebenfalls mit dabei waren. “Jedes Mal diese Wäsche“ erinnert sich Rosemarie Heinrich stöhnend, denn während der Saison gab es bis zu 3 Sitzungen in der Woche. Und jedes Mal mussten ihre 3 Männer wieder geschniegelt und gebügelt auf der Bühne stehen. Rosemarie Heinrich dagegen war eher bei der Feuerwehr zu finden. Jahrelang hat sie sich aktiv, auch am Wettkampfsport beteiligt. Was ebenfalls abfärbte, diesmal aber auf einen der Enkel, der in Bad Belzig zur FFW gehört und nun unbedingt ein Foto von Oma in Uniform sehen möchte. „Jetzt muss ich erst mal die Bilderkiste durchkramen“, schmunzelt sie. Das Ehepaar ist schon immer gern verreist, sie waren in Spanien, auf Mallorca und sogar in Sotchi auf der Krim – letzteres allerdings noch zu DDR-Zeiten. Wenn die Kinder im Ferienlager waren, machten beide Motorradtouren durch die DDR. Manfred Heinrichs ganzer Stolz war eine 125er ES, die er auf 150m ³ aufrüsten ließ. Außerdem hatte er ein für Männer seltenes und auch teures Hobby, er knüpfte Teppiche und Wandbilder, die man noch heute in der Wohnung bewundern kann. Nur die Vorlagen kosteten richtig viel Geld. Ehefrau Rosemarie beschäftigte sich mehr mit dem kleinen Garten hinter dem Haus. Wenn ihr Mann vor dem Fernseher saß, ging sie zwischen die Beete. „Ich konnte dieses ewige Gedudel nicht ab“ lächelt sie. Ansonsten haben beide das Leben genossen, solange sie konnten. Jetzt ist alles etwas schwieriger, besonders, seit es in Reetz keine Einkaufsmöglichkeit mehr gibt. Und den Kindern wollen sie auch nicht immer auf die Nerven gehen. Aber der Enkel kommt schon mal und fragt: Wollt Ihr einkaufen? Nur gut, dass die Busverbindung relativ gut ist, freut sich das Paar. Ihren Ehrentag werden die beiden jedoch nicht zu Hause verbringen, sondern sich eine kleine Reise gönnen.

 

Ursula und Günther Herbke

Ursula und Günther Herbke sind der Beweis, dass auch eine Jugendliebe ein Leben lang halten kann. Die Beiden sind nämlich schon seit ihrer Schulzeit ein Paar und am 10. Mai seit 60 Jahren verheiratet.  Ursula Herbke wurde in Grubo geboren, Günther Herbke kam als Flüchtlingskind im Alter von 12 Jahren im Dorf an. Ursprünglich stammt er aus dem kleinen Ort Walmersdorf in der Nähe des damaligen Posen, aus dem äußersten Zipfel von Brandenburg. Schon in der Schule liebäugelten die beiden miteinander, als Jugendliche wurden sie ein Paar. Anfangs trafen sie sich heimlich, denn es sollte keiner im Dorf wissen. Mit einem Flüchtling zu „gehen“, das war damals so eine Sache. Aber irgendwann kam es natürlich heraus, auch wenn Eltern und Nachbarn die junge Ursula auf dem Tanzball argwöhnisch beobachteten.  „Da ist doch was mit den beiden“ klatschte und tratschte man. Und so erfuhr natürlich auch Ursula Herbkes Mutter von der heimlichen Liebe und freundete sich mit dem zukünftigen Schwiegersohn an. Es kam eh nur auf ihre Meinung an denn der Vater war im Krieg geblieben. Als sich das erste Kind ankündigte und das Paar zusammen ziehen wollte, „musste“ geheiratet werden, denn ohne Trauschein keine Wohnung. Diese bekamen sie dann und waren froh, auch wenn es nur eine „alte Butze“ war, wie sich Ursula Herbke schmunzelnd erinnert. Weitere 3 Kinder machten die Familie komplett, dazu kommen heute 5 Enkel und 3 Urenkel. Wie damals typisch arbeitete Ursula Herbke in der Landwirtschaft der Eltern, später im Feldbau in der LPG. Ehemann Günther begann nach der Schulzeit eine Lehre beim Schmied in Grubo. Dort bildete er auch Lehrlinge aus. Ab 1959 war er dann Landmaschinen- und Traktorenschlosser – und das bis zu seinem Renteneintritt. Als für Ursula Herbke die Arbeit auf der LPG gesundheitlich nicht mehr zu machen war, nähte sie in Heimarbeit Puppenkleider für die Görzker Puppenfabrik Heinitz. Anfang der 70er Jahre fing Günther Herbke an, sich einen Trecker selbst zu bauen. Das zog sich über viele Jahre, zahlte sich aber aus. Mit dem „Antiquitätenstück“ fahren heute noch Enkel Ronny samt Familie und Hund durch Reetz. Denn hierher zog das Ehepaar im Jahr 2000, um in der Nähe von Kindern und Enkeln zu sein, denn gesundheitlich geht es nicht mehr so gut wie einst. Deshalb nehmen sie auch ganz selten an dörflichen Veranstaltungen teil. Lieber genießen sie die Zeit im Garten mit einer wunderschönen Aussicht in Richtung Mahlsdorfer Wiesen. Bis vor einpaar Jahren weideten dort noch Kühe, heute leider nicht mehr, was das Paar sehr bedauert. „Damals fühlte man sich wie in den Alpen“ so Ursula Herbke. Anlässlich des Ehrentages wird es eine Feier im Familienkreis geben.

Gisela und Erhard Hein

Eine Eiserne Hochzeit erlebt nicht jeder. Für Gisela und Erhard Hein steht sie kurz bevor. Das Schönste sei, dass sie beide noch gemeinsam ihren Lebensabend genießen können, so gut es geht, meint das Paar.

Damals war es Liebe auf den ersten Blick. Die Beiden lernten sich auf einem „Vergnügen“ in Deetz (Sachsen-Anhalt), wie damals die Tanzveranstaltungen genannt wurden, kennen. Erhard Hein machte dort gerade seine Lehre als Fleischer. Er forderte seine Gisela zum Tanz auf und sofort hatte es gefunkt. Zwei Jahre später wurde am 7. April 1951 geheiratet. „Da war es schon passiert, ich war schwanger“, schmunzelte Gisela Hein. Und wie es früher so üblich war hieß es: jetzt müsst ihr heiraten! So zog die junge Frau mit in das Elternhaus ihres Mannes nach Reetz. Erst 10 Jahre später wurde ihr zweiter Sohn geboren. „Das hättet ihr auch kurz hintereinander machen können“ meinte ihre Schwiegermutter damals augenzwinkernd. Gisela Hein hat immer in der Landwirtschaft gearbeitet, erst zu Hause bei den Eltern, dann bei den Schwiegereltern und in der LPG in Reetz. Die letzten Arbeitsjahre war sie als Reinigungskraft im Mahlsdorfer Kinderheim angestellt. Erhard Hein war als Fleischer sehr gefragt, war in den Fleischereien Weckewitz in Wiesenburg und Zimmermann in Görzke angestellt und arbeitete auch einige Jahre in der Ziegelei. Nebenbei ging er bei vielen Leuten privat schlachten – damals versorgten sich noch sehr viele Einwohner selbst. So ein 300 Kilo Schwein war keine Seltenheit. „Aber das war dann auch eine ganz schöne Quälerei, das Schwein auf die Schlachteleiter zu bekommen“, so Erhard Hein. Ein Wegeunfall machte diesem Leben ein jähes Ende, bereits mit 55 Jahren wurde Erhard Hein Invalide. Besonders die erste Zeit war schwer, sagt er. Er musste zusehen, wie seine Frau früh zur Arbeit ging und ihm blieb nur der Sessel am Fenster, da er nicht viel machen konnte. Da kamen so manchmal die Tränen und auch heute werden bei den Erinnerungen die Augen feucht.

Trotzdem nahmen beide immer an den Veranstaltungen des Dorfes teil, sei es Dorffest oder Rentnerfahrten. Besonders gern gingen sie zu den Karnevalsveranstaltungen und schwärmen noch heute davon. Wenn man abends das Vieh versorgt hatte, ging es auf die Straße, um mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu halten. Früher war da noch ein richtig guter Zusammenhalt unter den Nachbarn, so die beiden, das fehlt heute oft und macht irgendwo auch traurig, wenn jeder nur auf den anderen neidisch guckt.

Heute macht die Gesundheit nicht mehr so mit, so dass das Paar vorwiegend zu Hause ist. Aber sie sind froh, dass ihr jüngster Sohn da ist und stolz, dass er sie in allem unterstützt. Und froh, dass sie sich beide noch haben.

 

Renate Friedrich

Jung, hübsch und grade fertige mit der Ausbildung – und dann ab aufs Dorf. Sicher nicht der Traumjob eines jungen Mädchens. Aber so erging es Renate Friedrich 1960. Die jetzt 75 jährige hatte gerade ihre Ausbildung am Institut für Lehrerbildung in Köthen absolviert. Da sie noch nicht gebunden war, wurde sie nach Reetz geschickt. Damals konnte man die Arbeitsstelle noch nicht so frei wählen wie heute. Nun stand sie also mit 3 weiteren Kolleginnen auf dem Wiesenburger Bahnhof, vor ihnen ein 4 Kilometer langer Fußmarsch nach Reetz. Und da sich die jungen Mädchen ja hübsch machen wollten um einen guten Eindruck zu hinterlassen, trug Renate Friedrich Schuhe mit einem kleinen Absatz. In Reetz angekommen war der Absatz ab und der erste Weg führte nicht in die Schule, sondern zum Schuster. 437 Mark Anfangsgehalt gab es.  Angefangen zu unterrichten hat sie mit Musik und Russisch, wobei sie letzteres nicht wirklich studiert hatte, sondern auf ihre Kenntnisse aus dem Schulunterricht zurückgreifen musste. Aber es wurde jemand gebraucht, der einigermaßen russisch sprechen konnte, denn in den 60er Jahren kamen viele Aussiedler aus Russland in die damalige DDR. Meist konnten nur die Omas deutsch und man war froh, jemanden zu haben, der sich verständigen konnte. Mehrmals fuhr Renate Friedrich trotzdem zu Weiterbildungen für den Russischunterricht nach Jüterbog. Obwohl Musik sozusagen ihr Hauptfach war, unterrichtete sie die Erstklässler in allem. Damals gab es die Schule in Reetz noch. In ihrer größten Klasse waren 36 Schüler, da war kaum Platz zwischen den Bankreihen. Mit Fertigstellung der Wiesenburger Schule gingen nach und nach auch alle Reetzer Schüler nach Wiesenburg. Renate Friedrich hat Klavier gelernt. 1960 begann für sie die Chorarbeit. Es gab einen Kinderchor, der aber mit dem Umzug nach Wiesenburg eingeschlafen ist, denn dann musste man sich nach Busfahrplänen richten und die meisten Kinder waren froh, wenn sie nach einem langen Tag endlich nach hause konnten. Etwa gleichzeitig mit dem Kinderchor fand sich der Reetzer Frauenchor zusammen. Dieser machte mit Gründung der Karnevalsgesellschaft richtig Stimmung im Saal. Für Renate Friedrich hat der Chor immer Vorrang gehabt. Selbst, wenn der Geburtstag einer ihrer 3 Töchter auf den Übungstag fiel, ging es erst zur – wenigstens verkürzten- Chorprobe. Nach der Wende ging es auch mit dem Frauenchor bergab, man kam zwar immer wieder sporadisch zusammen, aber eben nicht regelmäßig. Erst mit dem Deutschen Wandertag 2012 wurde der Chor wieder ins Leben gerufen – und Renate Friedrich war sofort Feuer und Flamme. Unter ihrer Leitung werden heute auf den Veranstaltungen des Ortes oder zu Jubiläen traditionelle und neue Lieder dargebracht. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, versucht sie ihren Mitsängern und- Sängerinnen immer wieder einzutrichtern.

Wer aber nun denkt, bei Renate Friedrich hat sich immer alles nur um Chor und Musik gedreht, der irrt. Auch sie war mal ein junges Mädchen mit Flausen im Kopf. So erinnert sie sich an so manche lustige Begebenheit, wie das stibitzen von Birnen auf dem Weg zum Mittagessen in das damalige Mahlsdorfer Kinderheim oder das Zusammenbrechen ihres Bettes, als es sich dort gleich 5 Mädchen bequem machen wollten. Auch die Mode der jungen Frau war nicht immer willkommen, da rümpfte so manche Bauersfrau ab und zu die Nase. Das hielt aber ihren Mann Siegfried nicht davon ab, ihr den Hof zu machen und so oft wie möglich mit dem Traktor unter dem Fenster vorbei zu fahren. 1963 wurde geheiratet, das Paar bekam 3 Töchter. Inzwischen hat sich die Familie mit 6 Enkeln und 2 Urenkeln ganz schön vergrößert. Aber Renate Friedrich nimmt sich Zeit für ihre Interessen, sie hat Regale voller Bücher, besonders interessiert sie sich für historische Persönlichkeiten. Im Gegensatz zum Chorgesang hört sie privat eher klassisches. Und verfolgt gespannt die Biathlon WM in Oslo. Dafür werden auch schon mal Termine drum herum gelegt.

 

Irmgard Bartz

Erinnerungen sind nicht immer leicht zu ertragen, auch für die 80 jährige Irmgard Bartz (geb. Ihlow)aus Reetz nicht. Da kommen mitunter schon die Tränen, denn das Landleben war alles andere als idyllisch. Die meisten Familien hatten eine kleine Landwirtschaft, in die auch die Kinder von Anfang an mit ran mussten. Aber erst nach den Schularbeiten – darauf hat Vater August Ihlow stets geachtet. Dann jedoch ging es mit hinaus zu heuen und Kartoffeln sammeln. Familie Ihlow besaß anfangs kein Pferd, Mutter Anna musste deshalb bei Bekannten arbeiten, damit diese dann den Acker mit umpflügten. Irgendwann war es Vater August zuviel. Er fuhr mit seiner Frau nach Baitz, um ein Pferd zu kaufen. Völlig erschöpft kam er zu Hause an, denn er war den ganzen Weg zurück mit dem Pferd am Zügel gelaufen. Die junge Irmgard wollte als erstes probieren, ob man auf dem Pferd auch reiten kann – und siehe da, es ging. Darauf bin ich nicht gekommen, so ihr Vater, dann hätte ich doch nicht den ganzen Weg laufen brauchen. Irmgard Bartz lernte Buchhaltung und arbeitete in der damaligen BHG. Aber ihre Mutter erkrankte an Rheuma und so suchte sie sich Arbeit in der LPG im Ort, um zu Hause helfen zu können. Vater August war schon länger krank. Bei Wind und Wetter ging es mit dem Fahrrad zur Arbeit in den Hammelstall bei Reppinichen. Zu Hause musste die kranke Mutter von einem Zimmer zum anderen getragen werden. Beide Eltern starben in den 50er Jahren. Ihren Ehemann Benno lernte Irmgard Bartz beim Polterabend von Freunden kennen, 1956 wurde geheiratet. „Ich hatte einen guten Mann“, sagt sie heute. „Er hat immer gesagt, die Küche ist mein Revier, denn er kochte sehr gern. Auch das Umgraben im eigenen Garten hat er allein gemacht.“ Und natürlich hatte die Familie, wie die meisten auf dem Land, Vieh zu versorgen. Die Familie traf es jedoch nicht nur einmal hart. 1963 schlug der Blitz in die Scheune ein. Hochschwanger holte Irmgard Bartz die Tiere aus der Scheune und brachte sie bei den Nachbarn unter. Nur 5 Tage später wurde ihre Tochter geboren. 6 Kinder brachte sie zur Welt. Und ihr passierte das, was man keinen Eltern wünscht, Sohn Hans-Jürgen stürzte als Kind mit seinem Roller und überlebte den Unfall nicht. Und auch beruflich wurde es nicht leichter. Die Ziegelei war einer der größten Arbeitgeber in Reetz, auch für Frauen. Sie stellten dort die Ziegel aus Lehm her, zwar mit einer Maschine, aber das Auf- und Abladen der Wagen, mit denen die Steine zum Trocknen und dann zum Ringofen transportiert wurden, erfolgte per Hand. Etwa 70 Wagen wurden pro Tag entladen. Keine leichte Arbeit für Frauenhände. Aber man verdiente recht gut, so Irmgard Bartz.  Die letzte Arbeitsstelle vor dem Vorruhestand war für sie das Kinderheim in Mahlsdorf bei Reetz. Dort waren schwererziehbare Kinder untergebracht. Erst Reinigungskraft, dann Küche und zum Schluss Erzieher in einer Gruppe – das war der Werdegang. Nach der Wende wurde das Heim aufgelöst. Eigentlich hätte nun alles gut werden können, aber Irmgard Bartz´ Mann wurde schwer krank und verstarb 1990. So stand sie nun allein mit Haus und Grundstück da. Tochter Manuela zog zurück nach Haus und unterstützt ihre Mutter, wo sie nur kann, denn das harte Leben hat deutlich körperliche Spuren hinterlassen. Inzwischen hat sie 5 Enkel und 2 Urenkel. Auch Nachbarstochter Selina kommt oft zu Besuch, besonders, wenn es bei den Hausaufgaben um „Früher“ geht. Da kann Irmgard Bartz viel erzählen. Auch über die Backpfeife ihres Lehrers, die sie bekam, weil sie ein Lied beim Singen zu früh begonnen hatte – für Selina etwas ganz Unmögliches. Das ein und alles von Irmgard Bartz ist jetzt die 14 jährige Mopshündin Trixie. Dazu ein bisschen Haushalt, ein bisschen Garten. „Und wenn ich nicht mehr kann, dann hör ich einfach auf.“

 

Ella und Gerhard Weber

Es war keine leichte Zeit, als sich Ella und Gerhard Weber kennenlernten. Beide waren als Paten zu einer Kindtaufe bei Bekannten in Rosian eingeladen. Da haben sie sich das erste Mal gesehen. Man traf sich öfter, ging zusammen tanzen und irgendwann hat es dann gefunkt. Gerhard ist gelernter Zimmermann, Ella Fachverkäuferin. Beide fanden in Dessau Arbeit, aber leider keine Wohnung. So pendelte Gerhard Weber täglich mit dem Zug nach Dessau, vorher lagen aber noch 4 km mit dem Fahrrad bis zum Wiesenburger Bahnhof vor ihm. Ella Weber konnte bei einer Freundin in Dessau übernachten. Das Fahrrad war für Gerhard Weber in dieser Zeit das wichtigste Transportmittel. Um seine Liebste zu sehen, musste er  Kilometer durch Wald und Flurzurücklegen. Dabei traf er des Öfteren auf Soldaten der damals in der Region stationierten Sowjetarmee. Auf die Frage: Du, wohin? Antwortete Gerhard dann: Matka! Du erst Wodka trinken, kam es dann von den Soldaten – aus einem ganz bestimmten Grund, sie wollten Fahrrad fahren. Während Gerhard Weber also ein Schnäpschen trank, kurvten die Soldaten mit dem Fahrrad durch den Wald. Anschließend konnte er dann endlich weiter fahren. Schließlich zog Ella Weber nach Reetz. Zur Hochzeit am 18. Februar 1955 war Baby Nummer 1 schon unterwegs. Die Trauung fand in Rosian statt. In diesem Jahr gab es einen sehr harten Winter mit viel Schnee, so dass Ella Webers Mutter nicht nach Reetz kommen konnte. Auch die Trauung konnte nicht in der Kirche stattfinden, sondern im Pfarrhaus. „Mädel, Du erfrierst sonst mir Deinem Kind“, sagte der Pfarrer. Mit der Hochzeit warten konnte und wollte man aber auch nicht. Damals kostete es Geld, wenn das Kind eher zur Welt gekommen wäre, denn es sollte ja gleich den Namen des Vaters bekommen. Sohn Uwe ließ sich dann auch nur noch einen guten Monat Zeit. Bald darauf wurde auch Sohn Lars geboren und man entschloss sich, das Elternhaus aufzustocken. Als gelernter Zimmermann machte Gerhard Weber alles selbst und half auch vielen Freunden und Bekannten beim Ausbau.

In ihrer Jugend machten beide oft mit Freunden zusammen Ausflüge mit dem Motorrad – eine Sport- AWO war damals das Traummotorrad. Als dann die Kinder da waren,  musste ein Auto her, da die ja keinen Platz auf dem Motorrad hatten. Das Ehepaar hat von einem Auto auf das nächste gespart, was damals nicht grade leicht war. Das letzte Auto, einen Opel Astra, haben sie 1993 gekauft und fahren es bis heute.

Neben Garten und Blumen waren die Bienen ein großes Hobby der beiden. 22 Jahre lang betrieben sie neben ihrer Arbeit die Imkerei. Gerhard Weber war bis zum Rentenalter in der staatlichen Forstwirtschaft beschäftigt, Ella Weber im Gemeindebüro in Reetz.

Inzwischen hat das Paar 4 Enkel und 3 Urenkel und freut sich auf eine schöne Feier mit allen Lieben.

 

Ingrid Georgi

Ideen muss man haben. Und da ist Ingrid Georgi ständig auf der Suche. Nicht zuletzt deshalb wird sie in diesem Jahr wieder ihre Produkte auf der grünen Woche präsentieren. Bereits vor 2 Jahren war sie schon einmal dabei, im vergangenen Jahr hat es leider nicht geklappt. „Die Stimmung ist gut und die Leute sind gut drauf“, so Ingrid Georgi. Deshalb hat sie sich für 2015 erneut beworben – und es hat geklappt. So bekommt sie durch Kunden immer wieder neue Inspirationen und Anregungen. Und natürlich spielt auch die Verkaufsmöglichkeit eine Rolle, schließlich muss sie davon leben. Ingrid Georgi geht nur auf Märkte, auf denen sie ihre Produkte auch verkaufen kann. Und gerade auf der grünen Woche trifft sie viele unterschiedliche Menschen mit vielen unterschiedlichen Vorstellungen. Die gelernte Goldschmiedin hatte in ihrer Heimat Zeitz eine eigene Werkstatt, aber keinen Handel. Nach der Wende brach die Nachfrage nach Goldschmuck ein, also stellte sie sich die Frage, wie es weiter gehen sollte. Bei Schmuck wollte sie schon bleiben. Also begann sie, mit Naturmaterialien zu arbeiten, wie Steine, Leder, Holz oder Schiefer. Aber auch ungewöhnliche und alltägliche Gegenstände werden verarbeitet. Selbst aus Suppenbüchsen wird tolle Deko hergestellt. Derzeit liegen auf ihrem Arbeitsplatz Fahrradschläuche. Daraus entstehen Colliers und Ohrringe. Weggeworfen wird nichts, zuerst überlegt Ingrid Georgi, ob sie nicht doch etwas daraus machen kann. Bereits seit 10 Jahren lebt die 56 jährige in Reetz im Ortsteil Mahlsdorf. Nachdem ihre 3 Kinder aus dem Haus waren, wurde dieses ihr zu groß. Neben der wohnlichen Verkleinerung wollte sie sich aber auch landschaftlich verändern. Erst hatte sie Mecklenburg im Visier, aber das war ihr dann doch zu weit. Auf ihren Fahrten auf der A2 und A9 fiel ihr der Fläming auf. Das wär’s, dachte sie sich und nutzte ihre ersten Computerkenntnisse dazu, ein Haus in der Region zu finden. Ein altes sollte es sein, ohne Heizung, so wollte sie es. Sie fand es in Mahlsdorf und begann dort alles wohnlich herzurichten. Das kostete viel Arbeit, aber so etwas braucht Ingrid Georgi, sie muss sich austoben können. An vielen Wochenenden  und auf vielen Veranstaltungen präsentiert sie ihren Schmuck. An den Ständen arbeitet sie auch immer, so kann sie Schmuckstücke gleich vor Ort ändern, wenn sie dem Kunden zu groß oder zu klein sind. Neben Märkten, die sie seit vielen Jahren regelmäßig besucht, wie den Wiesenburger Blumenmarkt, versucht sie, 2-4 neue Märkte jährlich aufzunehmen. Auch wenn sie dafür mitunter einige hundert Kilometer fahren muss. Deshalb ist der Verkauf auch immer wichtig, denn die Unkosten müssen wieder reinkommen. In diesem Jahr freut sie sich besonders auf die Kunstmagistrale auf Zingst.

 

Leicht hatten es Lisa und Ernst Großkopf in ihrer Kindheit nicht. Beide sind gebürtige Reetzer. Lisa Großkopf wohnte mit ihren Eltern und Bruder Alfred im Ortsteil Zipsdorf, also mitten im Wald. 8 Jahre lang musste sie erst zu Fuß und später mit dem Rad nach Reetz zur Schule. Sie erinnert sich an ihre Konfirmation während des zweiten Weltkrieges. Die Gesellschaft kam auf dem Rückweg von der Kirche nach Zipsdorf direkt in einen Fliegerangriff. Ihr einziges Geschenk war damals ein Blumentopf. Nach der Einwanderung der Russen mussten sie in einer Nacht- und Nebelaktion  ihr Heim verlassen. Die Russen hatten das Haus besetzt, die Familie musste draußen schlafen. Sie kamen vorübergehend bei verschiedenen Leuten Unterschlupf, schliefen in Scheunen und Ställen. „Mutter, mir ist kalt“, sagte sie oft nachts zu ihrer Mutter. Dann wurde ein neues Haus im Siedlerweg gebaut. Bei Ernst Großkopf war es etwas leichter, die Familie hatte noch ihr Elternhaus in der Mühlenstraße, wo er mit 5 Geschwistern lebte. Er hatte das Glück, einen Beruf lernen zu können, er wurde Müller, arbeitete später in der BHG und in der Forstwirtschaft. Auch Lisa Großkopf hätte gern einen Beruf gelernt, aber ihr Vater meinte: „Zu Hause gibt es genug Arbeit“. So arbeitete sie in der familieneigenen Landwirtschaft und musste sich schon als Kind quälen. Gekannt hat sich das Paar bereits in der Schulzeit, richtig zusammen gekommen sind sie aber beim Tanzen. Beide waren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Lisa Großkopf erinnert sich, dass sie ihrem Mann oft das Tor öffnete, damit er schnell bei Alarm aus dem Haus kam. Sie selbst machte Weiterbildungen und leitet die Frauengruppe der FFW Reetz. 1954 wurde geheiratet. Die Brautschar lief vom Siedlerweg bis zur Kirche. Nach der Trauung wurde das Paar mit Musik zur Gaststätte in der Dorfmitte geleitet. Lisa Großkopfs Vater war ein sehr sparsamer Mensch. Aber für seine Tochter tat er alles. „Mäken, dau kriegst eine grote Hochtiet“ (Mädchen, du kriegst eine große Hochzeit), sagte er im damals üblichen Reetzer Platt, was das Paar auch heute noch spricht. Das Glück nach der Geburt von Tochter Ilona und Sohn Holger hielt nicht. Lisa und Ernst Großkopf erlebten, das, was kein Elternpaar erleben möchte, sie verloren ihre beiden Kinder. Nach dem Tod von Tochter Ilona kämpften sie mit dem Jugendamt um die beiden Enkel, man hielt sie für zu alt, um die beiden Schulkinder zu versorgen. Letztendlich wurde alles gut und beide Jungen konnten bei den Großeltern aufwachsen. Dafür sind sie dankbar und sagen stets: „ Damals ward ihr für und da, jetzt sind wir als Dankeschön für Euch da“. Als sie diese Sätze sagte, bekam Lisa Großkopf feuchte Augen. Besonders gern erinnert sich das Paar an ihre goldene Hochzeit. Nach dem Kirchgang standen die Mitglieder der FFW Spalier, das Paar musste beweisen, dass es noch Knoten binden kann. Das rührte besonders Lisa Großkopf. „Oma, was weinst Du, freu Dich doch“, so Enkel Steffen damals. Aber es gab auch viel Freude in ihrem Leben. Und viele lustige Erlebnisse. Ernst Großkopf schnarchte sehr stark. Beim Sommerurlaub in Netzen teilte sich das Paar den Bungalow mit einer befreundeten Familie. Nach der ersten Nacht beschuldigte die Nachbarin ihren eigenen Mann: „Du schläfst bald draußen, wenn Du weiter so schnarchst!“ Der war ganz verblüfft: „Ich war das nicht, das war Ernst nebenan“! Auch Lisa Großkopf selbst konnte mitunter die „Sägeeinlagen“ nicht ertragen. Sie packte ihre Bettdecke und wollte ins Wohnzimmer ziehen. Dann zog ein Gewitter auf, vor dem sie sich fürchtete. Also ging sie wieder zurück ins Ehebett und ertrug lieber das Schnarchen ihres Mannes, als das Gewitter.

Am 10. Dezember feiert das Paar nun seine diamantene Hochzeit!

 

 

 

Ein frisch verliebtes Par hat nur einen Gedanken – wann sehen wir uns wieder? Und das bedarf dann schon einiger Planung. Für Ilse und Heinz Eppinger hatte sich vor mehr als 60 Jahren das Problem fast wie von selbst gelöst. Ilse Eppinger arbeitete in der damaligen MTS und fuhr täglich mit dem Rad nach Wiesenburg. Heinz Eppinger war als Gärtner bei der Firma Gebbers am Park (heute Orangerie) beschäftigt. Dort musste Ilse Eppinger täglich vorbei – so konnte man sich auch täglich sehen. Kennen gelernt haben sich beide beim Tanzen. Ilse Eppinger stammt aus Reetz – das Paar lebt noch heute in ihrem Elternhaus. Heinz Eppinger stammt aus Deutsch-Eylau in Westpreußen. Durch die Flucht in Kriegszeiten kam er zuerst nach Sachsen in den Großraum Dresden, wo er auch zur Schule ging. Aber auch dort konnte die Flüchtlingsfamilie nicht lange bleiben, es ging weiter nach Berlin und schließlich nach Hohenwerbig bei Niemegk. In Niemegk hat Heinz Eppinger auch seinen Beruf als Gärtner erlernt. Am 6. Mai 1954 gaben sich beide das Jawort. Das Paar hat 2 Töchter, 4 Enkel und 6 Urenkel. Nach der Geburt der Kinder war Ilse Eppinger eine zeitlang zu Hause und arbeitete in der eigenen Landwirtschaft. Danach waren beide 28 Jahre, sie in der Buchhaltung , er als Kraftfahrer, in der BHG Wiesenburg bzw. im ACZ Reetzerhütten  beschäftigt, bis der Betrieb nach der Wende aufgelöst wurde. 28 Jahre in ein und demselben Job – das schafft heute kaum noch jemand. Mit der „Abwicklung“ der Firma erhielt das Paar Altersübergangsgeld und konnte danach in Rente gehen. Aber Rente heißt auf dem Dorf ja nicht, die Füße hochlegen. Das Paar hat Haus und Garten und gönnte sich nun viele Reisen mit der Reetzer Rentnergruppe.

Heinz Eppinger frönt außerdem einem sehr schönen Hobby – der Musik. Als 11 jähriger bekam er zu Weihnachten eine Ziehharmonika geschenkt – bereits am 2. Feiertag konnte er Lieder spielen. Vor ca. 12 Jahren hat er sich den Kindheitstraum nach einer neuen Ziehharmonika erfüllt. Gemeinsam mit einem Nachbarn, mit dem er sein Hobby teilt, wurde  gelegentlich Samstags geübt. Hin und wieder sind sie auch  gern gesehene Gäste auf Geburtstagen und anderen Feierlichkeiten von Freunden und Bekannten. Musik liegt bei Eppingers in der Familie, auch einige  Enkelkinder spielen Instrumente und freuen sich, gemeinsam mit Opa musizieren zu können. Vielleicht wird auch am Samstag, wenn alle zur  Feier kommen, noch gemeinsam musiziert.

 

In meinem Leben hatte ich 3 Engel, erzählt Alfred Kühne kurz vor seiner diamantenen Hochzeit. „Den ersten, als ich in Gefangenschaft geriet und noch lebte, den zweiten, als ich dort erst im Steinbruch arbeiten musste und wegen Erfrierungen ins Lager zurückkam, den dritten als ich 1946 entlassen wurde.“ Viele Erinnerungen hat er an die Kriegsjahre, gute und schlechte. Auf Grund seiner Ausbildung zum Sanitäter in der Wehrmacht, wurde er dann auch im Lazarett als solcher eingesetzt. Er freundete sich mit einer jungen Ärztin an. In gemeinsamen Nachtschichten lernte er von ihr die russische Sprache und brachte ihr im Gegenzug die deutsche bei. Das war ein großer Vorteil, als er in ein anderes Lazarett in Russland versetzt wurde.

„60 Jahre bin ich nun mit derselben Frau verheiratet“, sagt Alfred Kühne nicht ohne Stolz. Der 88 jährige und seine 83 jährige Frau Gisela heirateten genau am Nikolaustag 1952. Beide sind in Reetz geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Kennen gelernt hat sich das Paar beim Tanz in Reuden, 6 km von Reetz entfernt in Anhalt- Zerbst. Da hat er seine Gisela das erste mal mit dem Fahrrad nach Hause begleitet. „Wir sind mit dem Rad dorthin gefahren“, erinnert sich Gisela Kühne. Vorher waren aber noch einige Reparaturen nötig, denn das Vorderrad hatte ein Loch im Mantel und Ersatzteile gab es nach dem Krieg nicht. Also wurde eine Schnur fest um das Loch gewickelt, damit man fahren konnte. Bei Gisela Kühne hatte es aber schon früher gefunkt. Da sie mit der Schwester ihres Mannes gemeinsam zur Schule gegangen war, war sie auch öfter bei dessen Familie zu Gast. Anfangs wohnte Alfred Kühnes Familie in Zipsdorf. Aber nach dem Einmarsch der roten Armee konnte sich die Familie dort nicht mehr halten. Das Haus war stark beschädigt, also wurde es dort Stein für Stein abgetragen und in Reetz wieder aufgebaut. Zum Ausschachten des Kellers mobilisierte Alfred Kühne all seine Jugendfreunde. Alfred Kühne kennt den Einmarsch der Roten Armee aus Erzählungen seiner Eltern. Die Frauen wurden nachts im angrenzenden Wald unter dichten Tannen versteckt aus Angst vor Vergewaltigungen. Der Vater bewachte mit einer Stalllaterne das Haus. Als die Soldaten des nachts kamen und nach den Frauen fragten und keine vorfanden, wurde der Vater verprügelt.

Geheiratet wurde in der Reetzer Kirche in einem weißen Brautkleid mit langer Schleppe. „Was man selbst nicht hatte, wurde geborgt“, erinnert sich Gisela Kühne. Sogar an den Hochzeitsspruch kann sich das Paar noch erinnern.

„Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von Dir weichen, spricht der Herr, Dein Erbarmer.“

2 Jahre später wurde Tochter Margitta geboren, 1963 Tochter Dorina. Das Ehepaar war ihr Leben lang in der Landwirtschaft beschäftigt, erst auf dem Feld, später in der neu erbauten Milchviehanlage in Reetz. „Meine Frau ist Trecker gefahren wie verrückt“, erinnert sich Alfred. Er war Mitglied im der Reetzer Karnevalsgesellschaft und dort anfangs zuständig für die Beschallung und Mikrofone. Später tauschte er sozusagen 1 PS für 100 Watt ein, denn die Familie verkaufte ein Pferd und Alfred sich für dessen Erlös einen Verstärker. Nicht gerade mit dem Einverständnis seiner Angetrauten. Dieser wurde für Umzüge und ähnliches genutzt. Doch das befriedigte ihn auch nicht wirklich, also wurden Tonbandgeräte angeschafft und nun reiste Alfred Kühne mit seiner mobilen Disco übers Land. Und das nicht immer zur Freude seiner Frau. Streit gab es selten beim Ehepaar Kühne. Und wenn, ging es meist um die Arbeit oder wenn Alfred mal wieder eine Disco angenommen hatte, die so gar nicht in die Planung passte. Wie die an einem Hochzeitstag des Paares. Aber Gisela ließ sich die Laune nicht vermiesen, beauftragte Tochter Margitta, Gulasch zu kochen und lud ihre Freundinnen ein. Man feierte bis in die Morgenstunden. Alle geleerten Flaschen wurden bewusst auf dem Tisch stehen gelassen und von Alfred vorgefunden, als er von seiner Disco nach Hause kam.

Auch an den Mauerbau erinnert sich Gisela Kühne noch genau. 8 Tage vorher fuhr sie noch mit einer Freundin nach Berlin, denn sie brauchte dringend warme Winterstiefel – eine Woche später waren die Grenzen dicht.

Alfred Kühne hat  früher die 1. Hilfe Ausbildung für Kraftfahrer übernommen. Da er im Krieg Sanitäter war, kam ihm dieses Wissen zu Gute. Beide erinnern sich noch genau an ihre goldene Hochzeit. Da wollten sie sich noch einmal in der Kirche trauen lassen. Die Töchter hatten für die Fahrt eine Kutsche organisiert. Es war bitterkalt und die Tür zur Kirche zugefroren, so dass die Gäste eine ganze Weile draußen bibbern mussten. Inzwischen hat das Paar 2 Schwiegersöhne dazubekommen und 4 Enkelkinder. Gisela Kühnes größter Wunsch wäre ein Urenkelchen.

Als Rentner ist das Paar viel gereist. Sie waren am Mittelmehr, In Frankreich, der Schweiz und an vielen Orten in Deutschland. Besonders im Ausland war man mitunter erstaunt, was da so alles aufgetischt wurde und Bestecke auf dem Tisch lagen, mit denen man so gar nichts anzufangen wusste.

Alfred und Gisela Kühne könnten noch viel erzählen. So kann man vielleicht sagen – Fortsetzung folgt..... vielleicht in 5 Jahren .

 

Das doppelte Lottchen

Links Eileen, rechts Franziska – oder doch umgekehrt? Die meisten können die Zwillingsschwestern nicht auseinander halten. Aber vielleicht gerade deshalb kennt sie jeder aus Reetz. Nicht zuletzt, weil die beiden seit mehr als 4 Jahren die „Brawo“ im Ort verteilen. Damit verdienen sie sich ein zusätzliches Taschengeld für ihre ganz persönlichen Wünsche. Eileen und Franziska Volkmann besuchen zur Zeit die 11. Klasse des Gymnasiums und hoffen auf ein erfolgreiches Abitur. Berufswünsche? Eigentlich noch keine, bis jetzt wissen die beiden noch nicht genau, was sie einmal werden wollen. Ob es wohl derselbe Berufswunsch sein wird? In der Schule und auch in der Freizeit überwiegen jedenfalls gemeinsame Interessen. Selbst den Lehrern ist aufgefallen, dass Eileen und Franziska Volkmann wirklich ein Herz und eine Seele sind. Während andere Zwillinge sich streiten, sind sich die beiden in der Regel einig, besuchen dieselben Kurse in der Schule. In Reetz findet man sie auf fast jeder Veranstaltung – meist helfen sie. Wie auf den Dorffesten und auch jetzt bei den Veranstaltungen zum Deutschen Wandertag auf dem Sensthof. Auch waren sie früher im Jugendclub aktiv, in dem nun eine neue Generation heranwächst. Begeistert tanzen die beiden bei den Reetzer Line-Dancern mit. Da hat sie Mama Doritt angesteckt, die auch aktiv dabei ist. „Das macht wirklich voll Spaß“, meinen die beiden. „ Als Eileen und Franziska noch Babies waren, war es schon Stress“, erinnert sich Mama Doritt. „ Fing die eine an zu weinen, machte die andere aus Solidarität gleich mit.“ Das ging soweit, dass Papa Torsten mit einem Baby und Mama Doritt mit dem anderen in verschiedenen Zimmern schliefen, damit sich die Mädchen nicht gegenseitig aufweckten. Und dann war da ja auch noch Schwester Janine, die natürlich auch ihr Recht verlangte. Eileen und Franziska Volkmann ähneln sich nicht nur wie ein Ei dem anderen, auch in puncto Mode sind sie jetzt wieder auf einer Wellenlänge. „Wenn wir shoppen gehen, kaufen wir fast immer dieselben Modelle, nur in unterschiedlichen Farben“, erzählt Eileen. Und wenn sie mal getrennt sind? Im vergangenen Jahr war Franziska mit Klassenkameraden allein im Urlaub an der Ostsee. „Irgendwie hat was gefehlt“, meint Eileen.

Herzlichen Glückwunsch!

Sie ist die älteste Einwohnerin von Reetz – und auch sonst gibt es sicher nur wenige, die älter sind. Am kommenden Freitag wird Erna Friedrich 101 Jahre alt. Und sicher kommen wieder viele Gäste zum Gratulieren – wie auch schon im vergangenen Jahr. Tochter Helga ist bestimmt schon dabei, Vasen zu suchen für die vielen Blumen – denn ohne Geschenk? Das geht nicht. „Wenn Du mir nichts schenkst, dann kannst du wieder gehen“, meinte Erna Friedrich im vergangenen Jahr wohl eher spaßhaft zu ihren Besuchern. Einen Blick in die Zeitung wirft Erna Friedrich regelmäßig – und gehört damit wohl zu den ältesten Leserinnen von MAZ, Brawo, Wochenspiegel und Co. in der Region. Besonders interessiert sie natürlich alles, was in Reetz passiert, aber auch, wer Geburtstag hat und wer gestorben ist. Aus ihrem Jahrgang ist sie nämlich nur noch allein übrig. Aber viele Nachkommen der früheren Freunde  kommen heute noch zu Besuch. Auch ein Zeichen, wie beliebt Erna Friedrich war und ist.

 Als Kind erlebte sie den 1. Weltkrieg mit, von dem man aber in Reetz nicht allzu viel mit bekam, außer dass Väter, Brüder und Ehemänner eingezogen wurden. „Mein Vater war auch im Krieg“, erinnert sich die Jubilarin. Deshalb mussten in den schweren Zeiten die Frauen und die Kinder mit in der Landwirtschaft helfen. „Wir zogen mit einer Kiepe los, um Futter für die Ziegen zu holen“, erzählt Erna Friedrich, „die wurden dann gemolken und die Butter mit einer Zentrifuge selbst gemacht.“ Die Familie hatte etwas Acker und Wiese, dazu viele Obstbäume. Erna Friedrich erinnert sich genau, dass sie Birnen gepflückt hat und dann eine Kiepe voll zu den Nachbarn brachte. „Eine Mark bekam ich für die Kiepe“, lächelt sie. 1934 heiratete Erna Friedrich ihren Mann Willi. Tochter Helga blieb das einzige Kind, aber inzwischen hat sich die Familie vergrößert: 3 Enkel, 3 Urenkel und ein Ururenkel sind dazu gekommen. Und alle kümmern sich rührend um die Seniorin. Enkeltochter Elke kommt regelmäßig aus Velten, um ihre Mutter bei der Pflege zu unterstützen, seit 12 Jahren ist Erna Friedrich auf Hilfe angewiesen. „Und mit der Hilfe von Kindern und Freunden klappt das gut“, erzählt Tochter Helga Harbrecht, die immerhin auch schon 78 Jahre alt ist.  „Obwohl Oma uns ganz schön auf Trab halten kann und durchaus auf ihr Recht pocht“. Denn wer denkt, sie liegt nur noch so da, der hat sich geirrt . Selbst aufstehen kann Erna Friedrich zwar nicht mehr, aber 5 mal am Tag helfen ihr Tochter und Enkeltochter aus dem Bett, damit sie am Tisch sitzen, lesen, sich unterhalten und essen kann. Geistig ist die 101 jährige nämlich noch topfit, sie erinnert sich an alles und weiß auch, wer wo wohnte und wer zu wem gehört. „Ich kann nicht sterben“, sagt sie zu Tochter Helga oft, „du kochst so gut“. Das ist wohl eines der schönsten Komplimente, die eine Mutter der Tochter machen kann.

 

 

Funny Mountain

Seit 1990 bietet Funny Mountain Wanderreitern und Urlaubern ein gemütliches Obdach. Das ehemalige Gut, eingebettet in die naturbelassene Landschaft des Hohen Flämings in Brandenburg, wurde aufwendig zu einer Pension und Wanderreiter Herberge aus- und umgebaut.

Eigentlich wollten Ines Perthel und Ehemann Michael nur in der Natur wohnen, als sie vor 12 Jahren nach Mahlsdorf, einem Ortsteil von Reetz kamen. Sie waren von dem Anwesen, das direkt am Waldrand liegt, sofort begeistert. Wälder, Wiesen dazu herrliche Sandwege, egal in welche Richtung man auch möchte, die Natur ist unverbraucht, traumhaft schön und scheint unbegrenzt zu sein, so hatten die beiden sich das vorgestellt. An eine Pension oder ähnliches hatten die Pferdeliebhaber damals noch nicht gedacht. Aber als Ines Perthel keinen Job fand, wurde aus der Not eine Tugend gemacht und so entstand die Idee einer kleinen Pension. Und das nicht nur für Wanderer sondern auch für Reiter samt ihrer Vierbeiner. Diesen stehen riesige Weiden zu allen Jahreszeiten zur Verfügung, aber selbstverständlich auch Boxen. Artgerechte Haltung steht bei Ines Perthel an oberster Stelle. Das Haus wurde im Westernstil eingerichtet, im Saloon trifft man sich zum gemütlichen Beisammensein oder auch zu Familienfeiern. Neben „normalen“ Zimmern können die Gäste im Cowboysleeper, einem Schlafsaal direkt über dem Saloon oder auch zünftig im Heu nächtigen. Auch für diejenigen, die ein Zelt mitbringen, ist Platz genug. Die Pension kann als Start- und Zielpunkt für Wanderungen in die schöne Umgebung genutzt werden. Viele Naturdenkmäler warten auf Besucher, wie die alte Platanenallee am ehemaligen Schloss Mahlsdorf, über die früher die Herrschaft auf den Schlosshof einfuhr, Jahrhunderte alte Eichen am Weg nach Neuehütten und riesige Findlinge im Wald. Wer viel Zeit mitbringt und sich auf die Lauer legt, wird einige seltene Tierarten sehen können. In alten Robinien nicht weit vom Ort entfernt nisten seit langem Fledermäuse -  Waldkauz, Kranich, Schwarzstorch und viele Spechtarten sind im Mahlsdorfer Waldgebiet heimisch, ebenso Hirschkäfer und Eidechsen. Es wurden auch Fischotter- und Luchsspuren gesichtet. Ein Paradies für Naturfreunde. Zur Brandenburger Landpartie im Juni hat auch Ines Perthel ihre Pension für Besucher geöffnet und natürlich können auch die Pferde aus nächster Nähe betrachtet werden. Wer allerdings noch eine Übernachtung für einen längeren Wanderausflug sucht, sollte sich beeilen, denn von April bis Oktober ist die Pension fast immer ausgebucht. Und auch wenn zum diesjährigen Deutschen Wandertag die offiziellen Routen nicht direkt durch das Revier um Mahlsdorf führen, ein Abstecher lohnt sich allemal. Ob noch ein Zimmer frei ist, erfährt man unter: 0173 920 38 89 oder funny-mountain@t-online.de und auf der Internetseite www.funny-mountain.de

 

Heino Harbrecht

Dass der Friedhof in Reetz sauber und ordentlich aussieht, verdanken die Bürger dem unermüdlichen Einsatz von Heino Harbrecht. Der 43 jährige Familienvater kümmert sich seit mehr als 2 Jahren ehrenamtlich darum. Aus gesundheitlichen Gründen kann er seinen erlernten Beruf als Maurer nicht mehr ausüben. „Ich wollte nicht nur zu Hause rumsitzen und obendrein auch etwas für meinen Heimatort tun“, erzählt er. Im Frühjahr gibt es besonders viel Arbeit. Da sind die Wege zu harken, die Abfälle zu kompostieren, die Hecken zu schneiden. Gleichzeitig ist Heino Harbrecht für die Sauberhaltung der Trauerhalle verantwortlich. Dafür erhält er von der Gemeinde eine Aufwandsentschädigung. Da im Moment die von der Glaserei Gauruhn restaurierten Fenster neu eingesetzt werden, ist fast täglich eine Säuberung der Trauerhalle notwendig. Außerdem muss der Abraum der Gräber getrennt und teilweise kompostiert werden. Da ärgert sich Heino Harbrecht immer wieder, wenn Gestecke samt Styropor auf dem Komposthaufen landen, denn eigentlich sollte alles getrennt werden. Viele eigene Ideen hat er für den Friedhof. Im Moment gibt es in Reetz eine anonyme Begräbnisstätte – eine grüne Wiese. Heino Harbrecht hat die Idee, einen Begräbnisplatz nach amerikanischen Vorbild – mit eingelassenen Platten – einzurichten. Einen Platz dafür hat er auch schon gefunden. Ob es wirklich dazu kommt, weiß er jedoch noch nicht. Auch den Container am Eingang möchte er gern versetzen, ebenso die Behälter für Altglas. Das würde neue Parkplätze schaffen. Im Container landen eben nicht nur Abfälle vom Friedhof, sondern auch jeglicher Müll, den Unbekannte von der Straße her einwerfen. Ebenso hat er verschiedene Gedanken zur besseren Gestaltung im Kopf.

Da das Osterfeuer vor der Tür steht, wird das Tannengrün der Gestecke dort mit verbrannt. Da steckt Heino Harbrecht mitten in den Vorbereitungen, denn er regelt auch den Empfang von Baumschnitt der Bürger an Ort und Stelle. Und nur dieser wird auch angenommen, Sperrmüll bzw. alte Türen und Fenster gehören nicht dazu. Geplant ist die Annahme am Karfreitag von 9-12 und 12:30-18 Uhr, sowie am Ostersamstag von 9-12 Uhr. Da der Platz im Nachhinein wieder bereinigt werden muss, wird eine geringe Gebühr erhoben. Für einen Handwagen zahlt man 1 €, für einen Autohänger 3 € und für einen Treckerhänger 5 € - einmalig, auch wenn der Bürger zweimal mit Autohänger oder Handwagen kommt.

Rentner haben niemals Zeit

Die Reetzer Rentner können nicht nur feiern. Auch aus dem Dorfleben sind sie nicht wegzudenken. So manche Veranstaltung würde ohne sie den Bach herunter gehen. Wo sie gebraucht werden, sind sie da. 21 Bleche Kuchen haben sie zum 10. Reetzer Dorffest gebacken und mit 10 fleißigen Helfern verkauft. Der Erlös dient der Finanzierung des Dorffestes. Auch zur 850 Jahrfeier 2011 standen wieder viele Seniorinnen am Backofen. Und dieses Mal musste sogar eine zweite Schicht eingelegt werden, denn bereits am Tage des Festumzuges war alles Gebackene ratzekahl alle.

Seit dem Tod von Ulla Friedrich, die sich jahrelang um die Organisation der Veranstaltungen kümmerte, hat nun Ingrid Wolf den Hut auf. „Rentner haben niemals Zeit“, wenn dieser Ausspruch auch oftmals belächelt wird, bei Ingrid Wolf  trifft er voll und ganz zu. Die 73 jährige kümmert sich nun seit vielen Jahren um die Belange der Rentner im Ort. „Das kostet viel Zeit und Kraft, macht aber auch riesen Spaß“, erzählt sie in unserem Gespräch. Große Unterstützung bekommt sie dabei von Ehemann Günter. Er spielt oft den Fahrer für die Ausrüstung der Veranstaltungen, achtet auf Sonderangebote bei Getränken und schafft diese herbei.

In den Jahren haben die Reetzer Rentner schon viele Fahrten unternommen – eigentlich war die lustige Truppe schon fast überall. So informiert sich Ingrid Wolf bei Fernseh- und Reisesendungen über neue Zielorte für ihre Fahrten. Es ist langsam schwer, noch etwas Neues zu finden, denn es soll auch immer eine schöne Veranstaltung dabei sein. So besuchte man im vergangenen Jahr eine Volksmusikveranstaltung mit den Künstlern „Kathrin und Peter“ in der Oberlausitz. Für diese war ein kleines „Dankeschön“ im Gepäck. Dazu hatte eine „Handarbeitsfee“ weihnachtlich gehäkelt, unter anderem kleine rosa Nikolaussöckchen. Während Künstlerin Kathrin sich riesig über das Geschenk freute, runzelte ihr Partner Peter die Stirn mit den Worten:“ Kathrin, hast Du mir was verschwiegen?“

Hat Ingrid Wolf ein passendes Angebot gefunden, informiert sie ihre Mitstreiter. Wer mitfahren will, trägt sich in eine Liste ein. Auch das Einsammeln der Fahrtkosten besorgt sie selbst. Da meist um die 50 Teilnehmer für eine Fahrt angemeldet sind, läuft die Klingel bei Ingrid Wolf zu Hause in den Wochen davor natürlich heiß und Ehemann Günter rollt dann mitunter schon mit den Augen. In Vorbereitung der Veranstaltungen berät sie sich mit Erika Lehmann und informiert diese über die Einzelheiten. „Es kann ja sein, dass ich mal ausfalle, dann muss jemand Bescheid wissen“, so die rüstige Rentnerin. Gemeinsam mit ihren Mann macht sie aber auch private Fahrten, bei denen sie en genießt, sich mal nicht um alles kümmern zu müssen.

Der Ordner mit den verschiedenen Ausflügen ist in den vergangenen 20  Jahren beachtlich angewachsen. Oft ist die Reetzer Truppe „Vorreiter“ für Fahrten, des Busunternehmens „Glaser“ aus Klepzig. Da wird im Nachhinein Bericht erstattet und viele „Probefahrten“ wurden im Anschluss in den Katalog des Unternehmens aufgenommen. Sicher auch als Dankeschön erhalten die Rentner jährlich zu Weihnachten 12 große Flaschen Sekt, mit denen sie den traditionellen Neujahrsempfang im Januar ausgestalten. Monatlich mindestens einmal trifft sich die Gruppe. Für dieses Jahr sind das Schlachtfest in Trebitz, dieses besucht man auch schon seit mehreren Jahren,  Einkaufsfahrten nach Polen, eine Fahrt zur Tulpenblüte nach Holland und zum Spargelessen in den Spreewald geplant. Und das sind nur die Veranstaltungen, die bisher feststehen. Dazu kommen Feste im Ort und eine Überraschungsfahrt im Juni. Das Ziel ist natürlich noch geheim, nur Ehemann Günter kennt es.

 „Nein, wir sind kein Verein, sondern nur ein lockerer Zusammenschluss“, erklärten sie und Erika Lehmann bei einem Gespräch auf dem Reetzer Dorffest. Angefangen hat alles, als 1992 die ersten in den Vorruhestand gegangen sind. Anfangs waren es nur interessante Vorträge, zu denen man sich traf. Wir könnten ja auch mal irgendwo hinfahren – hieß es dann. So entwickelte sich eine unternehmungslustige Truppe, die gemeinsame Fahrten und Wanderungen unternehmen. Dazu nutzen sie die Angebote des Busunternehmens „Glaser“ aus Klepzig. Und der Bus ist immer voll besetzt, wenn eine Fahrt geplant ist. Zu Tagesfahrten melden sich bis zu 50, zu Mehrtagesfahrten etwa 35 Teilnehmer an. An den Kaffeenachmittagen sind oft 60 und mehr Personen anwesend. Um dem Gerangel um die Plätze in den Bussen Abhilfe zu schaffen, hatten die Rentner eine gang einfache Idee, bei der Anmeldung werden Platzlose vergeben, so dass man keinen Einfluss aus den Sitzplatz im Bus hat. „Seit dem läuft das alles in aller Ruhe ab“, sagte Ingrid Wolf.

Poesie im Fläming

Neben Christa Krüger und Evelin Beckmann gibt es noch eine dritte Poetin in unserer Region: Marion Gante aus Reetz. Im Jahresband „Ausgewählte Gedichte aus der Frankfurter Bibliothek“ 2008/2009 ist sie mit ihrem Gedicht „Wär ich ...“ vertreten. Das Talent, sich in Reim und Vers auszudrücken, hat sie von ihrem Vater Hans Senst geerbt. Dieser spielte früher in der Reetzer Theatergruppe, in der auch die Stücke teilweise selbst geschrieben wurden. „Das hat wohl abgefärbt“ schmunzelt Marion Gante. Auch hat sie als Kind viel gelesen – auch mit der Taschenlampe im Bett und fand Deutsch als Unterrichtsfach einfach nur gut. Die ersten literarischen Versuche unternahm sie in der 8. Klasse, als sie die ersten Gedichte schrieb und eine Klassenzeitung heraus brachte. Seitdem ließ sie die Poesie nicht mehr los. Marion Gante muss nie lange überlegen, egal, ob bei Veranstaltungen oder Feierlichkeiten, ihre Grüße überbringt sie stets gereimt. „Es sprudelt dann einfach so heraus“, meint sie. Inzwischen hat sie einiges zu Papier gebracht, so an die 300 Gedichte werden es wohl sein, schätzt sie. Nicht eingerechnet sind die vielen Grußworte und Glückwünsche in gereimter Form. Ihr Traum ist es, vor allem die Gedichte einmal in einem kleinen Band zu veröffentlichen. Aber die Suche nach einem geeigneten Verlag ist ziemlich schwierig. „Aber man soll ja seinen Traum leben – und irgendwann klappt es bestimmt“ ist Marion Gante zuversichtlich für die Zukunft.

Zabel - Racing ist 10-facher Weltmeister!

Nach 4060 Kilometern und einer dreiwöchigen Tour stand es fest: Zabel ist Weltmeister! Gemeint ist natürlich nicht Motorenhersteller Friedhelm Zabel in Person, sondern die mit Motoren aus seiner Werkstatt ausgerüsteten Fahrer Daniel Willemsen und Sven Verbrugge aus den Niederlanden im Sidecar Motocross.  61 Teams fuhren in diesem Jahr in die Punkte – 29 davon mit Zabel – Motoren. Die ersten 5 Plätze sind in Zabel – Hand. Nicht umsonst heißt der Leitspruch: „Zabel – wo wir sind, ist vorn.“ Begonnen hat die Erfolgsgeschichte in der Saison 1998/1999, als die erste Weltmeisterschaft eingefahren wurde. Nach einer kleinen Pause ging es ab 2003 Schlag auf Schlag. Lediglich 2009 verpasste man das Podium und wurde Vierter. Somit feiert die Firma in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum – den 10. Weltmeistertitel, der zum Saisonende beim Rennen in Sibirien am 21. August feststand.  Und nicht nur das, auch in Europa räumten Zabel-Motoren alles ab, was es zu gewinnen gab. „Wir haben in diesem Jahr alles erreicht“, so Friedhelm Zabel dennoch bescheiden. Gemeinsam mit Ehefrau Brigitte tourt er wochenlang zu allen Rennen, leistet den Service für seine Teams, damit nach den Samstagsrennen am Sonntag alles wieder richtig funktioniert.

Die dreiwöchige Tour war für die beiden nicht nur wegen des WM Titels ein besonderes Erlebnis. Nach Lettland und Estland ging es weiter nach Kamens Uralsky in Sibirien. An der Grenze von Europa zu Asien markiert ein Obelisk und eine Linie den Übergang. „Wir standen also mit einem Bein in Europa, mit dem anderen in Asien“, so das Ehepaar. Das Rennen dort war ein sogenannter Stadtkurs, abgeschirmt von viel Sicherheit. Aber die Motorsportbegeisterung war zu spüren, schon bei der Vorstellung der Fahrer waren 40.000 Gäste anwesend. Der Kurs ging direkt an der Kathedrale im Zentrum vorbei, an der Brautpaare ihren Segen empfangen. Obwohl Friedhelm und Brigitte Zabel erst ein bisschen Bammel hatten vor der Fahrt ins tiefste Russland – genug Gerüchte wegen Diebstahl und Polizeischikanen machen schließlich die Runde, waren sie im Nachhinein hellauf begeistert. Keines der Gerüchte hatte sich bewahrheitet. „Es war eine Veranstaltung wie im Märchen“, so Brigitte Zabel, „wir kamen uns vor wie bei der Formel 1.“

Friedhelm Zabel ist früher selbst Rennen gefahren. Oftmals wurde er bei Rennen im In- und Ausland nach Ersatzteilen gefragt. So ist das Geschäft entstanden. Auch Ehefrau Brigitte lernte das Motorengeschäft von der Pike auf – und war als Schrauber genauso gut wie ihre männlichen Kollegen. Eine Allergie zwang sie zur Aufgabe, daraufhin schmiss sie den gesamten Vertrieb an Teilen und Bekleidung. 800 Kunden hat die Firma weltweit, Europa wird fast komplett beliefert, dazu Amerika.

Friedhelm Zabel entwickelt seine Motoren ständig weiter. „Die besten Ideen hat er beim Essen oder in der Badewanne“, schmunzelt Ehefrau Brigitte. Dann steht er auf und ist plötzlich weg. Wenn sie ihn sucht murmelt er meist nur: „Mir ist da grad was eingefallen.“

Tradition hat auf jedem letzten Rennen der „andere“ Friedhelm Zabel. Jährlich wechselt nämlich seine Haarfarbe. Aber nach etwa 45 Jahren „Dienstzeit“ bei schätzungsweise 120.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr( das ist hochgerechnet etwa 120 mal um den Globus) darf man schon ein bisschen ausgeflippt sein.

Hier gibt es einige Fotos zu sehen!

 

Die Erfinder aus Reetz

Innovationspreis 2010 des Landrates ging an zwei Techniker aus Reetz
Artikel im Blickpunkt am 14.07.2011

Gerhard Jakob, Anton Stucki und Fred Lüdecke (v.l.) präsentieren „ihren“ Sonnenkollektor. Foto: red Blickpunkt

Reetz. Es ist vielerorts nicht mehr zu übersehen, wir befinden uns im Solarzeitalter. Das hat auch das Erfinderteam aus Reetz erkannt und bekam diesbezüglich für eine neue Idee 2010 sogar den Innovationspreis von Landrat Blasig, Potsdam-Mittelmark, überreicht.
Der Ideengeber und Erfinder, Fred Lüdecke sprüht vor Energie, wenn er über sein Produkt – den Sonnenkollektor - spricht, der aus einer besonderen Kombination von Kunststoffen hergestellt werden kann. Diese neue Erfindung wird nicht nur dem Umweltschutz gerecht, sondern kann auch noch eine positive Energiebilanz aufweisen und ist zudem auch noch in seiner Herstellung sehr kostengünstig. Da sich der Erfinder Lüdecke gern mit den Worten von Albert Einstein identifiziert, der einmal sagte, „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“, verwundert es nicht, dass er bereits 2008 auf seine Kollektoridee kam, der auch noch aus immer wieder nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Getreide und Hanf hergestellt werden kann. Auf Gas und Öl kann bei dieser umweltschonenden Variante weitgehend verzichtet werden. Es handelt sich in jedem Falle um Kohlenwasserstoffverbindungen, die als einfache Technologie in vielen Ländern aus Pflanzen hergestellt werden können. Das Besondere an diesem Kollektor ist das Weglassen von herkömmlichen Materialien, wie Solarglas, Kupfer und Aluminium als Absorberflächen. Die individuelle Technologie der Herstellung erlaubt verschiedene geometrische Kollektorformen, die eine Anbringung an sonst ungenutzten Gebäudeflächen ermöglicht, wie zum Beispiel dem Dachgiebel. „Die flexible Anwendbarkeit und die Möglichkeiten sind noch gar nicht absehbar“, so das Erfinderteam Fred Lüdecke und Gerhard Jakob, beide im Elektrofach zu Hause und selbständige Unternehmer. Es geht vor allem um das Ziel, die Sonnenenergie so effektiv wie möglich zu nutzen. Eine sinnvolle Unterstützung für Heizungen und Warmwasseranlagen, gerade im Winter, gilt es zu erreichen. In der Firma Mundus GmbH, welche sich mit alternativen Umwelttechnologien beschäftigt, fanden Fred Lüdecke und Gerhard Jakob ein Unternehmen, welches ihrer Idee Raum gibt und deren Realisierung auf den Weg hilft. Anton Stucki, der Geschäftsführer von Mundus fügt hinzu: „Wir wollen für die Entwicklung von Ideen zusammen mit den Erfindern eine Plattform bieten, damit sich die Ideen realisieren
und vermarkten lassen“. Fred Lüdecke und Gerhard Jakob arbeiten gleichberechtigt und kooperativ im Team mit der Mundus GmbH zusammen. Wobei die Firma nicht nur Geldgeber ist, sondern diesen und anderen Erfindern auch noch mit Rat und Tat zur Seite steht. „Bei dieser Erfindung geht es um die Ergänzung zum Energiemix und um den optimalen und effizienten Einsatz besonders im Winter, da in der kalten Jahreszeit übliche Kollektoren praktisch keine nutzbare Wärme mehr produzieren.“, sagt Anton Stucki. Fred Lüdecke, der von 1973 bis 1990 im Draht- und Seilwerk Wiesenburg gearbeitet hat, möchte nicht, dass „die Sache“ im Sande verläuft, sondern, dass die Entwicklung der Innovation fortschreitet. Es geht um einen Qualitätssprung, den Stucki so zusammenfasst: „Die Neuheit besteht vor allem in der Kombination der richtigen Materialien und dem richtigen Verfahren, d. h. in diesem Falle, dass der Betrieb der Anlage weitgehend drucklos im Tauscherkreislauf erfolgt und der Absorber im Kreislauf gezielt ein- und abgelassen werden kann. Das gab es bisher noch nicht so. Deshalb hat auch das Entwicklerteam diese Innovation zum Patent angemeldet. „Man muss den Mut zum Querdenken haben“ fügt Fred Lüdecke hinzu und Gerhard Jakob bekräftigt seinen Standpunkt mit den Worten: „Man muss nur ein innovatives Ziel haben und darf dieses nicht aus den Augen verlieren...“. Für die Verwirklichung sind Partner willkommen, die finanziell oder mit Know-how die Entwicklung voranbringen können. Mit der „Solarthermie“ wird sich inzwischen schon weltweit beschäftigt, es ist ein globales Problem und so reiste Fred Lüdecke in seiner Eigenschaft als „Erfinder“ bereits auch schon zu Vorträgen durch das Land, um seine Idee der Wärmegewinnung mit dem neuen Kollektorprinzip in Verbindung mit den richtigen Materialien vorzustellen. „Die Konkurrenz schläft nicht“, sagte jemand zu ihm, die Erfinder in Reetz ganz gewiss auch nicht und so sind sie auf dem richtigen Weg. Wichtig dabei ist, die Effizienz sowie die ökologisch sinnvolle und kostengünstige Umwandlung von Sonnenenergie in Wärme, denn der nächste Winter kommt bestimmt.

Aufbau einer Versuchsanlage - Foto: A. Stucki

 

Erika Lehmann

Dass sich Erika Lehmann sehr für ihren Heimatort Reetz interessiert, ist bekannt. Ein nicht Erscheinen bei öffentlichen Sitzungen rief Verwunderung hervor, der ehemalige Bürgermeister Burkhard Schmidt sagte oft: „Jetzt biste da, nun können wir anfangen“. Vielleicht weniger bekannt ist, dass die 72 jährige seit Jahren alles sammelt, was mit Reetz und Umgebung zu tun hat. Inzwischen haben sich dadurch mehrere Ordner angesammelt. Begonnen hat es eigentlich mit dem Tod ihrer Mutter, als Erika Lehmann beim Ausräumen Zeitungsausschnitte und Hefte aus vergangenen Zeiten fand. So packte sie die Sammelleidenschaft, anfangs damit, was Familie und Persönliches betraf, weiter mit fast allen in der Presse erschienenen Artikeln über Reetz, teilweise auch Wiesenburg und Belzig. Dadurch ist eine richtige Chronik entstanden. Vereine, in denen Erika Lehmann selbst Mitglied war, bekamen einen extra Ordner. So die Sportgemeinschaft Reetz, in der Erika Lehmann seit ihrer frühsten Jugend Mitglied war, viele Jahre im Vorstand und in der ersten Turnerriege, dem Kegelverein und der Reetzer Karnevalsgesellschaft. Stolz zeigt sie die Sammlung des Heftes „Der Heimatfreund“ aus den fünfziger Jahren – ein Heft kostete damals 30 Pfennig. Auch die Fahrten, die sie jetzt mit den Rentnern unternimmt, erhalten alle einen ausführlichen Bericht mit Programm und Fotos. „und so wundert man sich, dass der Schrank immer voller wird“, schmunzelt sie.

Die gelernte Industriekauffrau, seit 51 Jahren verheiratet und Mutter dreier Kinder verbringt viele Sonntage mit dem sortieren und Aufkleben von neuem Material. „Leider fehlt mir ein Artikel über die Reetzer Geschichte, der in der MAZ einmal von Frank Hesse veröffentlicht wurde“ erzählt sie. „Wer den noch zufällig hat, der kann sich gern melden.“

 

Uta Lehmann

Erinnerungen an ihre Arbeit in der Reetzer Bibliothek gaben für Uta Lehmann den Ausschlag, zum 850-jährigen Jubiläum ihres Heimatortes Reetz für den Umzug einen „Bibliothekswagen“ zu gestalten. Die 42-jährige Gymnasiallehrerin für Englisch und Russischdie derzeit überwiegend als hinzugezogene Lehrkraft im Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg tätig ist sowie im Oberstufenzentrum Teltow Englisch für Berufsschüler unterrichtet, war in ihrer Schulzeit Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Junge Bibliothekare“. Zweimal in der Woche unterstützte sie mit anderen Joachim Großkopf, der ein umfangreiches Wissen über Bücher besaß. „Wir bekamen je Stunde, die wir in der Bibliothek arbeiteten, 1 Mark“, erinnert sie sich. Zu Beginn mussten sämtliche Zeitschriften aus den Schränken geholt und ausgelegt werden – abends musste alles wieder zurück in die Schränke, da der Raum auch als Versammlungsraum genutzt wurde. Es konnten Bücher bestellt werden, auch an die Einteilung und Sortierung kann sich Uta Lehmann noch erinnern. Besonders in Erinnerung blieb das Prozedere des Heizens im Winter. „Im Raum stand ein alter Ofen und Joachim Großkopf musste immer über die Straße zum alten Wiegehäuschen. Gegenüber, wo sich auch die alte Bushaltestelle befand, gab es einen Verschlag, von den Bürgern „Finke“ genannt, aus dem er die Kohlen holen musste“, erinnert sie sich. Mit Hilfe ihres Vaters ist Uta Lehmann jetzt dabei, einen alten Heuwagen herzurichten. Material hat sie genügend, da Mutter Erika alle alten Schulbücher und verschiedene Zeitschriften wie „Elternhaus und Schule“ und die „Pramo“ aufgehoben hat. „Schön wäre es, wenn ich noch einige alte Karteikarten der Bücherei hätte“, meint sie, „Aber die sind wohl alle bei der Auflösung verschütt gegangen.“ Von ihrer Mutter hat Uta Lehmann wohl auch das Interesse für ihren Heimatort geerbt. Als Tochter Tanja (jetzt schon ein Schulkind) noch in der Kita war, gestaltete sie den „Kitaboten“, ein Informationsblatt für Eltern und Kinder. Sie ist Mitglied des Feuerwehrvereins Reetz e.V., derzeit Schriftführerin und gestaltet die Website des Vereins www.feuerwehr-reetz.de.

 

Henry Gafert

Bekannt ist er wie ein bunter Hund – und auch Henry Gafert kennt jeden Zweiten. Der 50 jährige ist alt eingesessener Reetzer und seit seiner Kindheit mit der Landwirtschaft verwurzelt. Wenn man ihn um Hilfe bittet, ist er da. Für den geplanten Umzug zur 850 Jahrfeier in Reetz hat er sich spontan bereit erklärt, einen Wagen zum Thema „Geflügel“ herzurichten. Dieser war bereits im vergangenen Jahr beim Umzug des Geflügelzüchtervereins in Medewitz am Start. So braucht nur wenig geändert werden. Auf einem Polster aus Stroh werden dann Hühner und Tauben in Käfigen eine Dorfrundfahrt machen. Die Tiere sind Eigentum von Henry Gafert. Im Laufe der letzten 10 Jahre fand man  eine Vielzahl an vierbeinigen Bewohnern auf seinem Grundstück. Vor allem war es gar nicht so einfach, eine Frau zu finden, die sich mit diesem Hobby anfreunden konnte. Aber diese hat er nun endlich gefunden. Kurz nachdem Lebensgefährtin Silvia Ganzert mit ihren Töchtern vor 10 Jahren die Patchwork – Familie komplett machte, bekam das Paar 2 Wollschweine geschenkt und zog dann selbst einige Ferkel auf. Dazu gesellten sich Hühner und Enten. Zu einem Geburtstag bekam er einen kleinen Ziegenbock geschenkt. „Den hab ich noch mit der Flasche groß gezogen“, schmunzelte Silvia Ganzert. Nur bei der Absicht, auch noch Kaninchen anzuschaffen, ging sie auf die Barrikaden. Immerhin heißt Tierhaltung auch, auf Feiertage und Urlaub zu verzichten. Aber die Kinder des Paares waren immer eine große Unterstützung. Tochter Bianca, die inzwischen arbeitsbedingt in Brandenburg lebt, vermisst das Leben auf dem Hof und würde lieber wieder Schweine ausmisten. Inzwischen fliegen aber auch einige Tauben auf dem Gehöft herum, die eigentlich zum Schlachten bestimmt waren. „Das hat Henry aber nicht fertig gekriegt, also fliegen sie heute noch“ lacht seine Partnerin. Aber nicht nur die Tiere faszinieren Henry Gafert, sondern auch Landmaschinen. Besonders Traktoren haben es ihm angetan. Es gab Zeiten, da nannte er 10 Traktoren sein Eigen, mit einigen davon war er auch auf dem Medewitzer Treckertreffen vertreten. Wenn man Tiere hat, gibt es auch immer wieder lustige Begebenheiten. Vor vielen Jahren pflügte Henry Gafert mit seinem Vater den Garten eines Bekannten um. Nach getaner Arbeit wollte man gemeinsam ein Feierabendbier genießen und das Pferd solange auf dem unbebauten Nachbargrundstück grasen lassen. Es wurde also das Tor geöffnet und versucht, das Pferd hinein zu bringen. Ob diesem das Gras nicht gefiel – wer weiß, denn es machte ruck zuck kehrt, entwischte 3 gestandenen Männern durch das offene Tor, rannte die Straße hinunter über die Reetzer Kreuzung und blieb zu Hause vor dem Tor stehen. Schweißgebadet kamen die Männer endlich auch dort an, und vor allem erleichtert, dass just in dem Moment kein Auto kam. „Da hätte sonst was passieren können“ . Derzeit hat Henry Gafert 2 eigene Pferde, die Stuten Jette und Jasmin. Das auch Pferde mitunter Geselligkeit lieben, bewies Jasmin bei einer Veranstaltung der Reetzer Feuerwehr. Aus diesem Anlass fuhr ein Kremser durch Reetz, direkt am Garten vorbei, wo die beiden Pferde standen. Anscheinend fand Jasmin den Kremser, oder wohl eher das Zugpferd, so interessant, dass sie mit einem Satz über den Zaun sprang. Der Kremser war inzwischen nicht mehr zu sehen, dafür aber eine Menschenansammlung vor dem neuen Feuerwehrhaus in Reetz. So mischte sich Jasmin unters Volk und der damalige Feuerwehrchef Karl-Heinz Krumm staunte nicht schlecht, als ihm plötzlich während seiner Ansprache ein Pferd über die Schulter sah. Pferde stehen eben nicht nur auf dem Flur. Die Leidenschaft für Pferde teilt auch  Partnerin Silvia Ganzert. Bei den „Titanen der Rennbahn“ in Brück sind die beiden Stammgast. Zum 50. Geburtstag im vergangenen Jahr bekam Henry Gafert von seinen Kindern deshalb eine besondere Überraschung – Eintrittskarten für die Show „Apassionata“!

Ortwin Renner

Irgend etwas müssen wir machen, sagte Ortwin Renner vor etwa 5 Jahren eines Tages zu seiner Frau. Dem jetzt 51 jährigen fehlte irgendwie Bewegung und Ausgleich. In Reetz aufgewachsen kannte der gelernte Zerspanungsfacharbeiter und Vater zweier erwachsener Kinder die Umgebung. 1999 zog die Familie in das Elternhaus von Ortwin Renner zurück, welches inzwischen einen Anbau für die Familie bekommen hatte. Er selbst arbeitet heute bei einem Abfallunternehmen in Berlin, pendelt also jeden Tag mit dem Zug zwischen Wohn- und Arbeitsort.

Das Ehepaar entschied sich für Nordic Walking und besorgte sich Knall aus Fall die notwendige Ausrüstung. Zwei Jahre lang liefen sie gemeinsam von Ort zu Ort. Die Touren wurden mit der Zeit immer länger und natürlich auch schneller. Den Lauf von Reetz über Medewitz, Wiesenburg, Neuehütten und zurück über Mahlsdorf nach Reetz schaffte das Paar in knapp 3 Stunden. „Am besten eignen sich Waldwege“, so Ortwin Renner. „Das Tempo kommt mit der Übung, außerdem kann man den Körper mit den Stöcken zusätzlich in Schwung bringen“. Krankheitsbedingt musste Ortwin Renner ein Jahr pausieren. Jetzt will er wieder durchstarten und diese Art der körperlichen Bewegung auch anderen nahe bringen. Deshalb beschloss er, Touren für Interessenten im Raum Wiesenburg an den Wochenenden anzubieten. Sie sollen für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet sein. Ausgangsort und Ziel ist jeweils der Bahnhof Wiesenburg, Startzeit etwa 12:15 Uhr, um auswärtigen Interessenten die Gelegenheit zu bieten, mit dem Zug anzureisen. Die Routen selber können individuell je nach Interessen festgelegt werden. Die Tour dauert etwa 2 Stunden. „Die Ausrüstung muss im Moment noch jeder selbst mitbringen“, so Ortwin Renner, „aber vielleicht wird ja ein kleines Unternehmen daraus“. Dann kann er sich vorstellen, auch die Ausrüstung bereit zu stellen. Interessenten sollten sich bis spätestens Freitag Abend 21:00 Uhr unter der E-Mail: nordic.wolking.flaeming.flitzer2005@web.de melden. Nähere Informationen gibt es auch auf der Reetzer Internetseite www.reetz-flaeming.de

 

Fredi Lüdecke

WETTBEWERB: Fläming ganz pfiffig  

MAZ vom 28.09.2010

Alle vier Agenda-21-Preisträger dieses Jahres kommen vom Lande

REETZ - Bei der Betrachtung der transparenten Abdeckung seines Wintergartens war ihm der Einfall gekommen: Kunststoffkammerplatten könnten zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden. Unverzüglich hat Fredi Lüdecke aus Reetz einen Gartenschlauch angeschlossen. Tatsächlich war das Nass schon nach dem ersten Durchlauf durch die von der Sonne bestrahlten Hohlräume der Dachelemente gar nicht mehr so kühl.

Foto: Dirk Fröhlich

„Ich habe dann experimentiert und die Sache verfeinert“, berichtet der 58-Jährige. Einst in der Drahtzieherei Wiesenburg beschäftigt war er schon dort ein Tüftler. Die von ihm entwickelte automatische Abschaltung von Mittelzug-Maschinen habe sich seinerzeit bis Helmstedt und Wladiwostok durchgesetzt, erzählt er. Nach wie vor ist der Elektriker umtriebig dabei, wenn es gilt, den Alltag pfiffig zu meistern.

Immerhin ist seine Initiative dem Kreis Potsdam-Mittelmark eine Prämie wert. 250 Euro erhält der Hobby-Forscher als einer von zwei dritten Preisträgern des diesjährigen Agenda-21-Wettbewerbes, der sich neuerdings vor allem auf effektive Energienutzung fokussiert. Womöglich hilft es dem Fortschritt allgemein und der Idee speziell.

Der Prototyp der Warmwasseraufbereitung – die Gebrauchsmusterurkunde wurde bereits erteilt – ist jedenfalls als Patent angemeldet. „Ich weiß, wie es funktioniert. Allerdings kann ich das System mit meinen Mitteln nicht zur Serienreife bringen“, sagt Fredi Lüdecke. Wenn jemand die Lizenz erwirbt, könnte sich der Preis für einen Quadratmeter Kollektorfläche wesentlich verbilligen. 100 Euro ließen sich kalkulieren, meint er.

Bis zum Darmstädter Forschungszentrum des Bayer-Konzerns war der Erfinder aus dem Fläming bereits. Dort sei man durchaus beeindruckt gewesen, berichtet Fredi Lüdecke. Vorerst kooperiert er mit der ortsansässigen Mundus-GmbH, die sich auf Bodengewässersanierung spezialisiert hat. Sie ist jedoch nicht minder offen für besondere Innovationen, wie Andreas Stucki berichtet. „Die Entwicklung von Fredi Lüdecke hat mich fasziniert“, sagt der Geschäftsführer. Gerade erst hat sein Unternehmen für Aufsehen gesorgt, weil es mit der Klassik-Beschallung der Bakterien in den Becken des Treuenbrietzener Klärwerkes angeblich für einen optimierten Reinigungsprozess sorgt (die MAZ berichtete).

Der Hohe Fläming scheint ohnehin einige Impulse zu geben. Jedenfalls werden bei der aktuellen Auflage des Agenda-21-Wettbewerbes weiterhin folgende Personen ausgezeichnet: Otto Schmücker aus Ziesar für die Wasserkraftanlage an der Eulenmühle (800 Euro), Familie Gerlach aus Borkwalde für das ganzheitliche Lebens- und Energiekonzept in ihrem Haus (500 Euro) und Andreas Schiller für das Plusenergiehaus in der Rosa-Luxemburg-Straße Bad Belzig (250 Euro). (Von Andreas Koska und René Gaffron)  

Foto: Dorothea Scholz-Janicke

30 gewürdigte Projekte seit 1999
Der Agenda-21-Wettbewerb wird seit 1999 vom Kreis Potsdam-Mittelmark ausgelobt.

Erster Gewinner war Unternehmer Franz Wachter aus Beelitz, der seine Taxiflotte teilweise auf Pflanzenölantrieb umgestellt hatte. Seither wurden 30 Innovationen zwischen Havel und Fläming prämiert, die ökologisch – mithin ökonomisch – von Wert sind.

Seit 2009 sind vor allem Initiativen gefragt, die zur Ablösung fossiler Energieträger bzw. zu besseren Nutzung von Energie beitragen.

Dieses Jahr waren elf Bewerber dem Aufruf gefolgt. Die Jury – jede Parlamentsfraktion entsandte ein Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz, Ordnung und Verkehr – hat am 17. August alle Vorschläge geprüft und entschieden.

Die Auszeichnung nimmt Landrat Wolfgang Blasig (SPD) heute in einer Woche beim Sanddorn-Entefest auf dem Hof von Christine Berger in Petzow vor. Das Preisgeld – insgesamt 1800 Euro – wird von Sponsoren gestiftet.

 

 

Werner Letz

 

Alternative Heilmethoden sind derzeit gefragt wie nie. Dazu gehört unter anderem Ayurveda. Werner Letz bietet diese Dienstleistung unter der Bezeichnung „Ayurvedische Massagen und Heilen“ seit 2007 in Reetz an. „Meine heilerischen Kräfte entdeckte ich 1993 bei einer Reise nach Frankreich“, erzählt der 56 jährige, gebürtige Reetzer. „Anfangs wollte ich das nicht wahr haben, aber je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftigte, je größer wurde mein Interesse.“ Seit 1996 bildete Werner Letz sich stetig weiter über Heilweisen nach uraltem, traditionellen Wissen, natürliche Ernährung und gesundes Umfeld. Werner Letz trat in den Dachverband Geistiges Heilen e.V. ein. Ab 2006 bereitete er sich auf seine Selbstständigkeit vor, denn er wollte seine Fähigkeiten zum Beruf machen. Nachdem er auf einer Indienreise seine erste Ayurvedische Massage erhalten hatte, wusste er sofort: „Das ist es“! Werner Letz begann 2006 mit der ayurvedischen Massageausbildung an der europäischen Akademie für Ayurveda „Rosenberg gGmbH“ und erwarb dort sein Abschlusszertifikat. Seit 2007 bietet er seine Dienstleistungen als Selbstständiger an. „Die Kombination von ayurvedischen Massagen und Heilen ist einzigartig“, so Werner Letz, „ersetzt aber nicht den Gang zum Mediziner, sondern kann nur als zusätzliches Mittel gesehen werden. Sie zielt auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte ab. Heiler verstehen unter Heilung im umfassenden Sinne weit mehr als nur körperliche Genesung, sie behandeln nicht eine Krankheit oder ein Leiden, sie behandeln den Menschen!“

Zum Jahresende wird ein neuer Massageraum in Reetz eröffnet, der bestmöglich nach Feng Shui hergerichtet wird, um im Vorfeld schon für ein angenehmes Raumklima zu sorgen. Dazu wurde ein schamanisches Medizinrad (Steinkreis) nach der UKANDADA WAKAN- Tradition mit 36 Feldsteinen unter den Fußboden gelegt. Ein Kaminofen sorgt für angenehme, natürliche Wärme.

Werner Letz ist dankbar für die Unterstützung, die er auf dem Weg in die Selbstständigkeit erfahren hat. „Ich danke meine Freunde und Mitmenschen, die mich in meiner berufliche Entwicklung  unterstützt und gute Ratschläge gegeben haben, was anderen Mitmenschen wiederum zu gute kommt. Besonders möchte ich mich bei Eva Loth für Ihre Unterstützungen bedanken, hier auch für die Erstellung der Homepage www.ayurvedische-massagen-und-heilen.de, auf der sich Interessenten über meine Arbeit ausführlich informieren können.“

 

 

John Shreve

 

Einen besonderen musikalischen Leckerbissen gibt es am 12. September in der Reetzer Kirche. Auf Einladung von Pfarrer Martin Zinkernagel wird John Shreve American Folkmusic zum besten geben. „Ich habe schon seit Jahren den Wunsch gehabt, in der Reetzer Kirche zu singen, aber man kann sich nicht selber einladen,“ schmunzelt er. Seine Begleitmusiker sind langjährige musikalische Freunde, mit denen er schon viele Jahre zusammen spielt, wie Sängerin Stefanie Zill und Banjospieler Heiner Thomas. Gitarrist Volker Schnier, der einzige studierte Musiker in der Gruppe, ist erst seit einem Jahr dabei. Mal spielen sie zu dritt, mal zu viert.

Der Name der Gruppe, "Roots and Branches" - also Wurzel und Äste – ist auch Programm. Die amerikanische Folkmusik-Tradition ist sehr alt aber auch sehr lebendig. Die Musiker singen sehr alte Lieder, die auf ihre Anfänge in England hatten, aber auch neue Lieder, die aus dieser Tradition entstanden sind. Das Konzert in Reetz sollte etwas Besonders werden. Also hat John Shreve eine amerikanische Musikerin eingeladen, mit der er nur selten Gelegenheit hat, zu spielen. Kat Baloun spielt Blues-Harmonika und ist eine Klasse für sich. Also wird das Konzert in Reetz in dieser Besetzung einmalig sein. Die Gruppe wird alte Balladen, Blues, Country- Lieder, Gospel und anderes mehr bringen. 

John Shreve ist in der Region kein Unbekannter auf Grund seiner Heirat mit einer damals noch „Ostdeutschen“ und als Verfasser der Reetzer Chronik. Er wurde am 22. Februar 1952 in St. Joseph, Missouri, USA geboren, wo er auch aufwuchs. Von 1968 bis 1969 kam John als Austauschsschüler das erste Mal nach Deutschland. Er ging in Weilburg an der Lahn zur Schule, verbrachte jedoch relativ wenig Zeit in der Schule, lieber trampe er durch den größten Teil von Westeuropa.

Nach dem Schulabschluss in St. Joseph ging John nach Montana und studierte an der Universität von Montana in Missoula. Es war eine Zeit der politischen Unruhe während des Krieges in Vietnam und für John Shreve eine prägende Phase in seinem Leben.

Während der 70er Jahre teilte John seine Zeit zwischen Montana und Europa und er lebte in der Bundesrepublik, Schweden und Frankreich. In Montana schloss er ein Studium der Germanistik ab, arbeitete als Assistent an der Universität von Montana und machte seinen Magister. Er besuchte auch die Philipps-Universität in Marburg/Lahn und mit einem Fulbright-Stipendium die Technische Universität in West Berlin.

Im Laufe der Jahre arbeitete John in einer Großbäckerei, in einer Bibliothek, als Druckerassistent, Tellerwäscher, Straßenmusiker, Englischlehrer, Hausmeister, Stadtführer, Übersetzer und Dolmetscher. 

 

John Shreve lernte seine zukünftige Frau 1977 in Ost Berlin kennen. Bis 1983, als sie und ihre gemeinsame Tochter aus der DDR ausreisen durften, pendelte er zwischen West und Ost Berlin. Während dieser Jahre schaffte er es, von der CIA als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden. Bei der Stasi stand er unter Spionageverdacht. Noch 1989 führte die Stasi 13 „operative Maßnahmen“ gegen John und seine Frau durch.
Seine erste musikalische Prägung stammt von seinem Großvater Ralph Layson, ein Laienprediger der „Freien Methodisten“, der vorwiegend religiöse Lieder sang. Johns Mutter, Kay Shreve, ist auch Sängerin und kann auf Johns CD „From Texas to Montana“ gehört werden. In der Grundschule lernte John amerikanische Folksongs und wurde von den Aufnahmen von Woody Guthrie, Bob Dylan, Utah Phillips und Si Kahn beeinflusst. Er hat drei CDs veröffentlicht. Die CDs „From Texas to Montana“ und „Wild and Windy Places“ sind Sammlungen von Liedern, Gedichten und Instrumentalstücken über den Westen der USA. Seine neuste CD, „Leap of Faith“, ist eine Sammlung von Liedern über Leben, Tod, Glaube und die Gnade Gottes.
1989 promovierte John Shreve an der Freien Universität Berlin in Germanistik. Seine Doktorarbeit über den Liedermacher Wolf Biermann erschien als Buch unter dem Titel „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“. 1998 veröffentliche er sein Buch über Reetz, „Reetz, Ein Dorf in der Brandtsheide“. Er hat auch mehrere Artikel zur Geschichte des Flämings veröffentlicht. Zurzeit arbeitet er an einem Buch über Belzig und Umgebung während des Ersten Weltkrieges und ist immer auf der Suche nach Information, Dokumente, Fotos usw.

 

Doppeltes "Lottchen" in der Reetzer Badeanstalt

Wer in diesem Jahr in die Reetzer Badeanstalt geht, sieht doppelt – auch ohne einen Tropfen Alkohol. Die Zwillingsbrüder Sebastian uns Stephan Binte sorgen seit Juni für Ordnung und Sicherheit im Bad. Die Reetzer freuen sich, dass sich wieder junge Leute gefunden haben, die diese verantwortungsvolle Tätigkeit übernehmen, allerdings wird wohl kaum jemand den Rekord von Anita Herrmann (ehemals Schmidt) schlagen können, denn sie 34 Jahre lang ihre Freizeit für das Bad, gebaut Anfang der siebziger Jahre als Feuerlöschteich für die Milchviehanlage, geopfert. 

Foto: Michael Greulich

Als Ortsvorsteherin Marion Gante und Bürgermeisterin Barbara Klembt die beiden Brüder ansprachen, waren diese sofort bereit, die Aufgabe zu übernehmen. Beide besuchen derzeit die 11. Klasse des Gymnasiums in Belzig, bleiben dem Ort also noch mindestens 3 Jahre „erhalten“. Anschließend wollen beide studieren. Während bei Stephan die Studienrichtung schon feststeht, er studiert auf Lehramt, hat sich Sebastian noch nicht entschieden.

Von März bis Mai haben Sebastian und Stephan ihre Rettungsschwimmerausbildung bei der DLRG absolviert. Neben Tauchen, Ausdauerschwimmen und schwimmen mit Kleidung, stand natürlich auch die Erste Hilfe auf dem Lehrplan. Mindestens 25 Meter müssen beim Tauchen geschafft werden. „Sebastian hätte durchaus mehr schaffen können“, meint sein Bruder. Beiden macht es Spaß in Reetz. Es muss nicht unbedingt das Meer sein. „Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, warum nicht“, meint Stephan. Vielleicht stehen am Meer die Chancen der beiden Rettungsschwimmer bei den Mädels auch besser. „Hier hatten wir noch keine Gelegenheit, das mal zu testen“ schmunzeln sie. Denn sie sind vollauf beschäftigt. Neben der Säuberung der Becken müssen sie ständig die Schwimmbecken im Blick haben, damit nichts passiert und sie im Notfall sofort zur Stelle sind. Maximal 3-4 Minuten Pause gönnen sie sich zwischen ihren Rundgängen. Während der Schulzeit sind Sebastian und Stephan ab 15 Uhr vor Ort, in den Ferien und an den Wochenenden ab 13 Uhr bis jeweils 20 Uhr.

Natürlich gibt es in den Ferien auch Schwimmunterricht. Es liegen bereits viele Anfragen für das „Seepferdchen“ vor, aber auch andere Stufen werden abgenommen. Interessenten können sich zu den Öffnungszeiten im Bad selbst, oder auch telefonisch unter 033849/51597 anmelden.

Durch die Mitgliedschaft von Sebastian und Stephan Binte in der DLRG ist das Bad jederzeit abgesichert, denn über die Gesellschaft kann auch eine Vertretung gestellt werden. Ebenso können beide auch in anderen Freibädern eingesetzt werden. Viele junge Muttis, die regelmäßig mit ihren Sprösslingen im Kinderbecken planschen, freuen sich, dass das Bad auch in diesem Jahr wieder geöffnet hat. Es ist wichtig für die Dorfentwicklung und die Kinder finden in den Sommermonaten eine sportliche Freizeitbeschäftigung – sind sie der einhelligen Meinung. Und auch die Preise sind für alle erschwinglich. Kinder zahlen 1 €, Erwachsene 1,50 € - und das für den ganzen Tag.

 

Diamantene Hochzeit

60 Jahre und kein bisschen weise – so der Titel eines alten Schlagers aus den Jugendjahren von Hildegard und Willi Schmidt aus Reetz. 60 Jahre sind die beiden jetzt auch verheiratet. Heute, am 6. Mai,  feiern sie ihre diamantene Hochzeit, gestern obendrein den Geburtstag von Hildegard Schmidt. Da war erst mal noch großes Kuchen backen für die Kaffeegäste angesagt.

Hildegard und Willi Schmidt sind beide gebürtige Reetzer. In Kinder- und Jugendjahren hatten sie allerdings wenig miteinander zu tun. Sie wohnten an entgegengesetzten Enden des Ortes, Willi war 3 Jahre älter. Außerdem mussten alle damals noch auf der Wirtschaft der Eltern helfen, also wenig Zeit für Kontakte und Freundschaften.  Erst nach Kriegsende, als die ersten Tanzveranstaltungen aufkamen, wurden sie aufeinander aufmerksam. „Füreinander entschieden haben wir uns 1949“, so Hildegard Schmidt, ein Jahr später wurde geheiratet. Willi Schmidt als gelernter Schmied arbeitete damals in Reetz in „Jünglings Schmiede“, Ehefrau Hildegard als Büroangestellte im damaligen Bürgermeisteramt. 3 Kinder und 6 Enkelkinder hat das Paar. Als die Kinder noch klein waren, blieb Hildegard Schmidt zur Betreuung zu Hause und arbeitete anschließend im Kinderheim Mahlsdorf im Büro . Willi Schmidt war zuerst als Mechaniker bei der MTS beschäftigt, danach als Raupenfahrer und in der Werkstatt des ehemaligen Forstamtes Belzig. Mit der Raupe wurde er an verschiedene Betriebe „ausgeliehen“ und bekam so den Spitznamen „Panzerwilli“. „Obwohl ich nie was mit Panzern zu tun hatte“, schmunzelt der Jubilar. Willi Schmidt wurde Invalidenrentner, Hildegard Schmidt schied 1989 aus dem Berufsleben aus zu Pflege ihrer Schwiegermutter, „sie war eine feine Frau“, so Hildegard Schmidt heute noch bewundernd. Jetzt kümmern sich beide um Haus und Hof. Ab und zu gehen sie zu den Rentnerveranstaltungen des Ortes und zum Ball der Sportgemeinschaft Reetz, dessen Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender Willi Schmidt war. Am nächsten Wochenende wird dann groß mit Familie und Freunden gefeiert.

 

Schmiedender Schornsteinfeger

Wenn Jörg Stolze zu jemandem sagt: „Ich steig Dir gleich aufs Dach“, kann man das wörtlich nehmen, denn er ist Schornsteinfeger. Im Moment hat er, wie viele andere auch, aber eher mit der weißen Pracht zu kämpfen, und das ganz ohne schwarze Montur.  Der 45 jährige, der mit Ehefrau und Sohn seit dem 1.1.1995 in Reetz lebt, hatte einen Grund für seine Berufswahl, er wollte nicht in irgendeiner Werkshalle mit stickiger Luft arbeiten, sondern draußen im Freien. Aufgewachsen ist der gebürtige Brandenburger in Pritzerbe. Dort wurde auch der Grundstein für sein Hobby, das Schmieden gelegt. Uropa, Opa und Vater von Jörg Stolze waren gelernte Schmiede. Der Meisterbrief seines Uropas aus dem Jahre 1927 hängt noch heute in seinem Büro. Als Kind zog es ihn immer wieder ans Schmiedefeuer, er sah zu, wie sein Vater Pferde beschlug und die verschiedensten Gegenstände herstellte. So gern er es selbst einmal versucht hätte, das blieb ihm verwehrt. „Mein Vater hat mich nicht rangelassen“, meinte Jörg Stolze schmunzelnd. Erst nach dem Tod des Vaters im Jahre 2002 machte er die ersten eigenen Versuche. Sein erstes Stück war ein Sturmhaken für ein Tor. Da er für seine Arbeiten nicht immer nach Pritzerbe fahren wollte, richtete er sich zu Hause eine kleine mobile Schmiede ein. Um dieses alte Handwerk den Menschen näher zu bringen, findet man Jörg Stolze unter anderem zur Weihnachtszeit auf dem Brandenburger Kunsthandwerkermarkt. Auch auf den Belziger Adventshöfen hat er schon den Schmiedehammer geschwungen. Durch diese öffentlichen Präsentationen bekommt er auch ab und zu Anfragen von Leuten, die bestimmte Gegenstände hergestellt haben möchten. Leider bleibt Jörg Stolze wenig Zeit für sein Hobby, da zur Zeit der gesamte Kehrbezirk auf Grundlage der Bundeskehr- und überprüfungsordnung umgebaut wird. Bisher hatte jedes Bundesland eigene Überprüfungsrhythmen und Preise. Ab 2013 wird dieses vereinheitlicht. Die Kehrbezirke bleiben jedoch erhalten.  Jörg Stolze beschäftigt derzeit einen Angestellten, da die gesamte Verwaltungsarbeit einen großen Teil seiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt. In unserer Region gibt es noch einen großen Anteil an Feuerstellen mit Festbrennstoffen, so dass immer noch viele Schornsteine neben der Überprüfung von Heizungsanlagen gekehrt werden müssen. Stolz ist Jörg Stolze, dass es in den 15 Jahren seiner Tätigkeit hier keinen einzigen CO Toten und auch keinen Hausbrand gab, bei dem der Schornstein die Brandursache war. „Da habe ich doch meine Arbeit gut gemacht“, meint er. Und als Glücksbringer ist er nach wie vor mit „darf ich Sie mal anfassen“ gefragt.

Ehrenamtler des Monats

Hoher Besuch hatte sich am 26.11. in Reetz angemeldet. Staatssekretär Albrecht Gerber, neuer Chef der Staatskanzlei, kam, um Dieter Wankmüller als „Ehrenamtler des Monats“ November auszuzeichnen. Diese Auszeichnung wird seit dem Herbst 2007 verliehen. Dazu hat die Staatskanzlei eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet. „Für die Nominierung der Ehrenamtler gibt es kein offizielles Prozedere“ so Albrecht Gerber. Gemeinden, Vereine und Bürgermeister können Empfehlungen aussprechen. Oftmals ergeben sich Kontakte durch Besuche in verschiedenen Orten und Regionen. „Inzwischen ist eine kleine Vereinsdatenbank entstanden“ erläutert Albrecht Gerber , „wir versuchen, das gesamte Land Brandenburg abzudecken“. Dieter Wankmüller verdankt seine Ehrung der „Akademie 2. Lebenshälfte“. Dort ist er seit vielen Jahren aktiv, unter anderem als Seniorentrainer. „Wir erhielten eine Anfrage der Staatskanzlei“ erzählt Klaus- Dieter Späthe, Projektkoordinator der Akademie. Nach einer Beratung im Rahmen der Seniorentrainer wurde Dieter Wankmüller für diese Auszeichnung vorgeschlagen. Die Veranstaltung fand auf dem Sensthof in Reetz statt. Nach dem Eintreffen von Albrecht Gerber führte Dieter Wankmüller ihn und seine Gäste über das Gehöft und das angrenzende Oelala Land. „Ich habe ein Attentat auf Sie vor“ gestand er anschließend dem Chef der Staatskanzlei. Er bat ihn, an der Friedenseiche vor seinem Grundstück eine Geschichtsplakette zu enthüllen. Diese wurde von Nachbar Stefan Brüning gesponsert und enthält Informationen sowohl über die Geschichte des Baumes als auch über Reetz. Gemeinsam mit Ortsvorsteherin Marion Gante übernahm Albrecht Gerber nur zu gern diese Aufgabe. Die Geschichtstafel wird demnächst am dahinterstehenden Gebäude verankert. Bei der Auszeichnungszeremonie würdigte der Chef der Staatskanzlei noch einmal das Engagement von Dieter Wankmüller. Zudem gab es einige Hinweise für Ehrenamtler. So wurde für diese ein Unfallschutz bei ihrer Tätigkeit erreicht. Ebenso soll es zukünftig einen „Freiwilligenpaß“ geben, mit dem es leichter sein wird, Unterstützung für ehrenamtliche Tätigkeiten zu erhalten. Dieter Wankmüller ist stolz auf diese Auszeichnung, die Nominierung kam für ihn völlig unerwartet. „Ich möchte die Ehrung weiterleiten, denn es gibt auch in Reetz viele Bürger, die diese verdient hätten, vielleicht sogar mehr als ich“, sagte er in seinen Dankesworten. „Hier möchte ich alt werden“ , waren seine abschließenden Worte.

 

Buttern wie bei Muttern

Im 16. Jahrhundert tauchte der Name „Butter“ zum ersten Mal auf. Er entstand aus dem lateinischen "butyrum". Dieses Wort wiederum wurde vom griechischen Wort "Bou-tyron" abgeleitet, was übersetzt "Kuhquark" bedeutet. Den Namen, der bis heute seine Gültigkeit hat, prägten die Westgermanen: Butter.

Früher war die Butter ein Lebensmittel für die reiche Bevölkerung. Erst mit der Erfindung der Zentrifuge, 1877,  wurde die Butterherstellung erleichtert. Durch die moderne Butterproduktion im 20.Jahrhundert wurde sie auch für das einfache Volk erschwinglich. „So eine Zentrifuge hätte ich auch gern“, erzählt Monika Sonja von Allmen. Die 59 jährige frühere Angestellte eines Steuerbüros beschäftigt sich seit etwa 3 Jahren mit der Butterherstellung.

Seit Juni 2001 lebt sie mit ihrem Mann in Reetz. Begeistert von der schönen Landschaft und der Natur entschloss sich das Ehepaar durch Vermittlung von Freunden, endgültig in den Fläming umzusiedeln.

Die Idee zum Buttern war eher ein Zufall. Ein guter Freund erzählte Monika, daß der Kreislandfrauenverband eine Butterfrau sucht, um die traditionelle Butterherstellung auf Veranstaltungen zu präsentieren. Dort erhielt sie auch erste Hinweise und Ratschläge zur Butterherstellung. „Alles Weitere habe ich sozusagen autodidaktisch gelernt, ich habe mich viel belesen“, so Monika Sonja von Allmen. Über Ebay ersteigerte sie sich ein Butterglas und machte die ersten Versuche, selbst den köstlichen Brotaufstrich herzustellen. Ihre erste öffentliche Aktion war in Beelitz. Diese verlief so gut, dass man sie jetzt häufig auf Dorffesten und anderen Veranstaltungen sieht. Sie war sogar schon mehrmals auf der Brala. Der nächste „Buttereinsatz“ ist am 5. September in Golzow.

 Anfangs stellte Monika von Allmen ihre Butter nur aus süßer Sahne her, bis sie in einem Artikel las, wie Sauerrahmbutter hergestellt wird. Inzwischen bietet sie beides an. Das Nebenprodukt der Butterherstellung ist die Buttermilch. „Die Sahne im Butterglas muss ich etwa 20 bis 30 Minuten rühren, dadurch entstehen die Butterkörner. Diese werden gewaschen und ausgepresst. Das Endprodukt Butter  besteht aus 82 % Fett, 16 % Wasser – die restlichen Inhaltstoffe  sind Eiweiß, Milchzucker, Lecithin, Vitamin A und D und Mineralstoffe“ erklärt Monika Sonja von Allmen. Übrig bleibt leicht säurehaltige Milch, die nach etwa 2 Tagen zur leckeren Buttermilch wird.

Normalerweise sollen 2 ½ Liter Sahne 1 kg Butter ergeben. „Leider bekommt man nur ca. 750 Gramm, weil der Fettgehalt der käuflichen Sahne nur 30 %  Fett beträgt“ erklärt die „Butterfrau“. Schon deshalb möchte Monika Sonja von Allmen mit einer Zentrifuge arbeiten, um Milch direkt vom Bauern verarbeiten zu können. Und natürlich der Tradition zuliebe.

Den Unterschied zur Butter aus dem Supermarkt spürt man deutlich im Geschmack. Und wer immer noch nicht überzeugt ist, weil er auf die Kalorien achtet, dem sei gesagt: 20 Gramm Margarine enthalten 145 Kalorien, 20 Gramm Butter dagegen nur 150 Gramm – diese 5 Kalorien sind den guten Geschmack wert.

Orgel und Rock´n Roll

Wer in Reppinichen, Reetz, Medewitz oder Schmerwitz die sonntäglichen Gottesdienste besucht, sieht an der Orgel häufig „Schüler“ von Sara Gleiniger aus Niemegk sitzen. Die engagierte Christin erteilt Interessierten kostenlosen Unterricht. Einer dieser Schüler ist Erhard Loth aus Reetz. Musik war schon immer sein Hobby. Bereits während seiner Lehre als Betriebsschlosser ließ er sich von einem Freund die ersten Griffe auf der Gitarre zeigen. „Es hat lange gedauert, ehe ich die Akkorde richtig wechseln konnte, anfangs habe ich jeden Finger einzeln auf die Saiten gesetzt“, erinnert sich Erhard Loth. Als Arno Weigel aus Reppinichen die Gruppe „Interferenz“, vielen Alteingesessenen sicher noch bekannt durch Auftritte im jetzigen Amtsbereich Wiesenburg, ins Leben rief, gehörte Erhard Loth von Anfang an mit dazu. Er spielte Rhythmusgitarre und Schlagzeug. Als dann ein Bassist gesucht wurde, sattelte er um. „Ich dachte, da hab ich nur 4 Saiten“, meinte er schmunzelnd. Während dieser Zeit lernte er auch seine Ehefrau kennen, mit der er jetzt seit 32 Jahren verheiratet ist und inzwischen 3 erwachsene Söhne und 3 Enkelkinder hat. Das vierte ist unterwegs. Seine Frau, ebenfalls musikbegeistert, war auf fast allen Proben der Band anwesend, sie sich mitunter bis tief in die Nacht erstreckten. Mit der Auflösung der Band „Interferenz“ hörte Erhard Loth aber nicht auf zu musizieren. Abends griff er zu Hause oft zur Gitarre, kaufte sich ein Schlagzeug und richtete sich im Keller seines Hauses einen kleinen Übungsraum ein. Bei Geburtstagsfeiern wird dort regelmäßig unter dem Beifall der Gäste musiziert. In den 90er Jahren kaufte sich die Familie ein Keyboard. Nachdem anfangs versucht wurde, sich selbst das Spielen beizubringen, stellte Erhard Loth fest, dass das so nicht wirklich funktioniert. „Mein Handikap war, dass ich keine Noten konnte“, erzählt er. Dann hörte er von Sara Gleiniger, setzte sich mit ihr in Verbindung und wurde so mit fast 50 Jahren einer ihrer ältesten Schüler. Er lernte Noten und die ersten Kirchenlieder zu spielen. Zu Hause kramte er alte Text- und Notenhefte hervor, um seine Kenntnisse auch für Oldies, Schlager und andere Musik anzuwenden. Seit etwa 2 Jahren spielt Erhard Loth nun bei Gottesdiensten der Region. Tägliches Üben ist dafür unbedingt notwendig. Er bekam ein altes Harmonium geschenkt, welches er wieder funktionstüchtig machte, die Tasten dort ähneln denen einer Orgel. „Vielleicht kann ich damit später mal mein Geld verdienen“, hofft Erhard Loth, „im Moment bin ich arbeitslos und mit 54 Jahren stehen die Chancen nicht sehr gut, wieder längerfristig einen Job zu bekommen.“

 

Kitaleiterin Karin Priebe

Sie ist die dienstälteste Leiterin einer Kita in der Gemeinde Wiesenburg – und stolz darauf. Seit 25 Jahren sorgt Karin Priebe für das Wohlergehen der jüngsten Reetzer Einwohner. Die gebbürtige Reetzerin durchlief ihre Ausbildung in der Fachhochschule Luckenwalde. „Wir waren der erste Jahrgang, der über 3 Jahre die Bildungsstätte besuchte“, erzählt sie. Nach erfolgreichem Abschluss bewarb sich Karin Priebe bei der Gemeinde Wiesenburg als Kindergärtnerin und wurde prompt angenommen.  7 Jahre arbeitete sie im dortigen Kindergarten bis sie hörte, dass in Reetz eine neue Leiterin gesucht wurde. Seit dem 20. August 1984 ist Karin Priebe nun wieder in ihrem Heimatort beschäftigt. Nach der Wende mussten sich alle Mitarbeiter durch den Trägerwechsel von Volksbildung zum Schulamt erneut bewerben. Außerdem standen für sie noch einmal zahlreiche Weiterbildungen auf dem Programm, da in der neuen Kita auch Krippen- und Hortkinder betreut werden. Durch ihre spezielle Ausbildung als Leiterin vertrat Karin Priebe auch schon Kolleginnen in Reppinichen und Medewitz. Ein Instrument hat sie auch gelernt – Karin Priebe kann Flöte spielen. „Das mache ich aber nicht mehr, da ich ja mitsingen muss, wenn die Kinder neue Lieder lernen“. Damit die Eltern auch zu Hause mit den Kindern üben können, erscheint regelmäßig der „Kita Bote“, in dem alle Lieder und Termine zu finden sind. Die Auftritte der Reetzer Kita- Kinder bei den Rentnern und Dorffesten kommen immer gute an, was neben ihrem auch der Verdienst ihrer 3 Kolleginnen ist, von denen Ute Schmidt im August ihr 25 jähriges Dienstjubiläum begeht. Neben ihrem Beruf war Karin Priebe schon immer im Dorf aktiv. Lange Jahre engagierte sie sich in der Reetzer Karnevalsgesellschaft . „Das würde ich sicher heute noch machen, wenn der Verein noch bestehen würde“, so Karin Priebe, „ es war eine lustige Zeit“. Ehemals Mitglied der Frauenchores Reetz singt Karin Priebe jetzt in der Wiesenburger Chorgemeinschaft. Jeden Mittwoch ist Sport angesagt, wenn sie sich zur Gymnastik trifft. Außerdem ist sie Vorsteherin der Jagdgemeinschaft Reetz/Reetzerhütten, Mitglied des Personalrates der Gemeinde Wiesenburg und arbeitet im Verein „Pro Reetz“ mit. „Da muss man schon aufpassen, dass die Familie nicht zu kurz kommt“, aber Ehemann Uwe und Sohn Heiko haben sie immer unterstützt. Sollte dann wirklich noch Zeit übrig bleiben, gibt es noch Haus, Hof und Garten. „Und wenn alles gut geht und ich gesund bleibe, will ich meine Arbeit noch einige Jahre weiter machen“, bemerkt Karin Priebe abschließend.

Schwimmen macht Spaß

Foto: Dirk Fröhlich

Tamara Brinkhoff kann jetzt 25 Meter Schwimmen und einen Ring aus schultertiefem Wasser holen. Damit hat sie die Bedingungen für die "Seepferdchen" -Prüfung bestanden. Mit ihrer 2 Jahre jüngeren Schwester Sophie hat sie in den vergangenen Tagen einen Kurs im  Freibad Reetz absolviert. Auf eine Umfrage der einheimischen Rettungsschwimmerinnen Dominique Iversen und Katrin Nowottnik im Ort hatten sich die beiden Mädchen für den Kurs - Preis: 40 Euro für 10 Stunden - gemeldet. Und bekamen Exclusivrecht: denn die Ausbildung fand vormittags oder abends außerhalb der Öffnungszeiten statt. Mit Trockentraining hat alles begonnen, Springen und Tauchen wurde außerdem zur Abwechslung eingebaut. "Die Mädchen sind super, nichts scheint ihnen schwer zu fallen", schätzen die Übungsleiterinnen ein. "Obendrein sind sie fleißig." "Zum Üben fehlte bisher die Gelegenheit", erzählt die fünfjährige Sophie, die noch mit Schwimmflügeln ihre Bahnen zieht, aber beim Tauchen schon mindestens so sicher ist wie die "Große". Jene hatte ein paar Vorkenntnisse, jetzt das Abzeichen und ist ein gutes Vorbild.

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